Mögliche Fahrverbote für Dieselfahrzeuge wegen der Überschreitung des Mittelwerts für Stickstoffdioxide in Stuttgart oder München hält Daimler-Chef Dieter Zetsche für kaum praktikabel. «Es kann ja niemand im Berufsverkehr morgens in jeden Motorraum reinschauen und das saubere von einem schmutzigen Fahrzeug unterscheiden», sagte Zetsche am Samstag im Interview der Woche des Deutschlandfunks. Daimler arbeite an Vorschlägen, wie eine effektive Reduzierung der Stickstoffoxid-Belastung realisiert werden könne.
Die für Stuttgart ab dem 1. Januar 2018 vorgesehenen Fahrverbote könnten womöglich deutlich ausgeweitet werden, schreiben die «Stuttgarter Zeitung» und die «Stuttgarter Nachrichten» (Samstag). Der Wetterdienst testet im Auftrag des Landes ein Prognosemodell für zu hohe Stickoxidwerte. Ob man die Schadstoffwarnung erweitern werde, könne man aber erst nach Vorlage der Ergebnisse beurteilen, erklärte das Landes-Verkehrsministerium auf Anfrage.
Die zeitweisen Verbote für Dieselfahrzeuge unter der Euronorm 6 sind bisher im Entwurf des Luftreinhalteplans an den Feinstaubalarm gebunden. Sie können laut dem Plan nur verfügt werden, wenn Überschreitungen der Feinstaub-Grenzwerte drohen. Das ist ganz überwiegend im Winterhalbjahr der Fall, weshalb der Alarm auf die Zeit vom 15. Oktober bis zum 15. April begrenzt ist. Fahrverbote im Sommer wären so kaum möglich, denn Überschreitungen gibt es dann nur an einzelnen Tagen. Seit dem 15. April gab es nach der vorläufigen Messmethode fünf.
Das Stuttgarter Neckartor gilt als schmutzigste Kreuzung Deutschlands. Dort werden die Feinstaub-Grenzwerte regelmäßig überschritten. Der Luftreinhalteplan sieht auch einen Ausbau des Nahverkehrs sowie eine Förderung der Elektromobilität oder die Umstellung des öffentlichen Fuhrparks auf schadstoffarme Fahrzeuge vor. Ende August soll er in Kraft treten. (DPA/LSW)