Auf das Duell mit Kumpel Roger Federer freut sich Tommy Haas beim Tennisturnier in Stuttgart ganz besonders. Gelohnt hat sich die Schinderei der vergangenen Monate nach seiner bislang letzten Verletzungspause aber schon vor dem Achtelfinale gegen den Superstar aus der Schweiz. Beim 6:3, 4:6, 7:5 gegen Pierre-Hugues Herbert saß Tochter Valentina auf der Tribüne, feuerte ihren 39 Jahre alten Vater an und sprang beim verwandelten Matchball auf und klatschte. «Das war das große Ziel.
Das mit heute geschafft zu haben, das ist auch für mich ein besonderes Highlight», sagte Haas.
Mit sechseinhalb Jahren könne seine Tochter nun bewusst wahrnehmen, wie er auf dem Platz stehe, erklärte Haas nach der Energieleistung gegen den 13 Jahre jüngeren Franzosen. Auch viele andere Mitglieder seiner Familie saßen am Dienstag bei der Station Stuttgart seiner Abschiedstour im Publikum. «Schwester, Eltern, Nichten und Neffen - hier ist volles Programm angesagt, da geht's zur Sache», berichtete Haas, nach dem er die gute Bilanz der deutschen Starter veredelt hatte. Vor ihm waren außer Philipp Kohlschreiber und Mischa Zverev noch vier weitere Profis aus Deutschland ins Achtelfinale eingezogen.
Florian Mayer verpasste es am Abend, die Ausbeute noch weiter zu verbessern. Er unterlag dem Franzosen Jeremy Chardy in drei Sätzen 6:7 (3:7), 6:4, 6:7 (1:7) und verpasste wie Wildcard-Inhaber Maximilian Marterer die Runde der besten 16.
Im Achtelfinale kommt es für Haas am Mittwoch nach 15.30 Uhr zum Duell mit seinem Kumpel Federer. Das sei «schon sehr speziell. Gerade am Ende meiner Karriere, da versucht man Matches zu bekommen, an die man sich so noch erinnern kann», erzählte Haas nach dem ersten Centre-Court-Auftritt vor erneut nur etwa halb gefüllten Tribünen.
«Wir hatten viele tolle Kämpfe in der Vergangenheit. Er ist der beste Rasenspieler der Geschichte. Ich muss sicher besser spielen, um eine Chance zu haben. Aber man weiß nie, was passiert», sagte Haas. Er steht vor dem Karriereende und tritt letztmals bei dem mit 701 975 Euro dotierten ATP-Turnier an.
Nach zwei engen Sätzen, in denen Haas fit wirkte, ging er mit einem frischen T-Shirt in den entscheidenden Durchgang und setzte die Nummer 75 der Welt weiterhin mit seinen guten Aufschlägen unter Druck. Auch einige sehenswerte Returns und Stoppbälle streute er ein. Der Lohn: das Break zum 6:5. Keine fünf Minuten später war die Partie nach insgesamt 1:52 Stunden entschieden.
Kohlschreiber war davor deutlich schneller unter die Dusche gekommen. Beim Stand von 6:1 und 30:15 im zweiten Satz für den Deutschen gab Marcos Baghdatis aus Zypern verletzt auf. Nach dem ersten Satz hatte sich der Oldie bereits einige Minuten lang auf dem Platz behandeln lassen. Zwei Wochen nach seinem Erstrunden-Aus bei den French Open kam der 33 Jahre alte Kohlschreiber damit gut in die Rasensaison und trifft in der nächsten Runde auf Steve Johnson aus den USA, der sich am Montag gegen Marterer durchgesetzt hatte. Zuvor hatten schon Peter Gojowczyk, Jan-Lennart Struff, Mischa Zverev und Yannick Hanfmann die erste Runde überstanden. Zverev und Hanfmann treffen aufeinander und ermitteln den nächsten Gegner für Federer - oder Haas. (DPA)