«Opernhaus des Jahres» feiert russische Leidenschaft

Schauspielerin Rebecca von Lipinski auf der Bühne der Oper in Stuttgart. Foto: Christoph Schmidt
Schauspielerin Rebecca von Lipinski auf der Bühne der Oper in Stuttgart. Foto: Christoph Schmidt

Russisches Spielzeitende an der Staatsoper Stuttgart: Mit einer leidenschaftlichen «Pique Dame» in einem St. Petersburger Hinterhofmilieu hat das «Opernhaus des Jahres» seine letzte Premiere vor der Sommerpause bestritten. Das Regieduo um Intendant Jossi Wieler und den Dramaturgen Sergio Marabito brachte die Oper von Peter Tschaikowsky (1840-1893) zur großen Freude der Zuschauer am Sonntagabend auf die Bühne.

Auch nach Meinung russischsprachiger Besucher meisterte das Ensemble - einschließlich des stark geforderten Chors von Johannes Knecht - das russische Libretto mit feiner Präzision.

 

Bühnen- und Kostümbildnerin Anna Viebrock verlegte das Drama um den verkrachten Studenten German (Erin Caves, Tenor), der besessen davon ist, mit Kartenspielen reich zu werden, in einen maroden Teil der früheren Zarenmetropole St. Petersburg. Die Menschen sind nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion auf der Suche nach Liebe und Glück. Zu ihnen gehört German, der sich vom Geist einer alten Gräfin (Helene Schneiderman, Mezzosopran) verfolgt fühlt, die im Besitz des Geheimnisses dreier unfehlbarer Karten ist. Mit dem Geld aus dem Glücksspiel will der junge Mann seine Liebe Lisa (Rebecca von Lipinski, Sopran) gewinnen, verliert aber alles. Die Premiere mit Generalmusikdirektor Sylvain Cambreling am Pult wurde auch für den Dokumentarfilm «Die Kunst des Dialogs» aufgezeichnet, der 2019 in die Kinos kommen soll. Der Film dreht sich um Wielers künstlerisches Schaffen, der in Stuttgart mehr als 25 Neuinszenierungen produziert hat. 2018 verabschiedet er sich als Intendant und will sich dann wieder stärker dem Schauspiel widmen. (DPA)