Unmittelbar nach dem Abflug von US-Präsident Donald Trump zu seiner ersten Auslandsreise sind in US-Zeitungen neue schwere Vorwürfe gegen ihn laut geworden.
Bei einem Treffen mit Russlands Außenminister Sergej Lawrow in der vergangenen Woche habe der US-Präsident erklärt, der Rauswurf von FBI-Chef James Comey habe Druck aus den Ermittlungen wegen der angeblichen Verstrickungen des Trump-Wahlkampflagers mit Russland genommen, berichtete die «New York Times».
«Ich habe gerade den Chef des FBI gefeuert», sagte Trump der «New York Times» zufolge im Oval Office des Weißen Hauses zu Lawrow und dem russischen US-Botschafter Sergej Kisljak. «Er war verrückt, ein echter Spinner», erklärte er laut einer Aufzeichnung des Gesprächs, das der Zeitung vorgelesen wurde. «Ich habe wegen Russland einen großen Druck verspürt. Der ist jetzt weg», sagte Trump demnach.
Der Präsident hatte den FBI-Direktor James Comey in der vergangenen Woche überraschend entlassen. Er sieht sich deswegen Vorwürfen ausgesetzt, er habe Einfluss auf die Russland-Ermittlung des FBI ausüben wollen.
Die «Washington Post» veröffentlichte am Freitag einen Bericht, wonach bei dieser Untersuchung nun auch ein enger Mitarbeiter Trumps aus dem Weißen Haus als «Person von Interesse» betrachtet werde. Es handele sich um einen hochrangigen Berater, schrieb die Zeitung unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.
Die beiden Enthüllungen sind die jüngsten Hiobsbotschaften für Trump, dessen Woche von schweren Turbulenzen geprägt war. Der Präsident brach am Freitagnachmittag zu seiner ersten Auslandsreise auf. Erste Station ist Saudi-Arabien.
Die «New York Times» hatte am Dienstag berichtet, Trump habe bei dem Gespräch mit Lawrow und Kisljak sensible Geheimdienstinformationen über einen Anschlagsplan der Terrormiliz Islamischer Staat preisgegeben. Am Mittwoch setzte das Justizministerium einen Sonderermittler ein, der die FBI-Untersuchung in der Russland-Affäre leiten soll. In dem Fall geht um die Frage, ob es Absprachen mit Mitgliedern aus Trumps Wahlkampfteam und russischen Vertretern gab. Hintergrund sind die mutmaßlich russischen Hackerangriffe auf Computer der Demokraten während des Wahlkampfes im vergangenen Jahr.
Die «Washington Post» schrieb, die Ermittler seien nach wie vor stark interessiert an Personen, die Einfluss in Trumps Wahlkampfteam und der Regierung hatten, aber nun kein Teil mehr davon seien, darunter der ehemalige Sicherheitsberater Michael Flynn und Trumps früherer Wahlkampfchef Paul Manafort.
Der republikanische Senator Lindsey Graham hatte am Donnerstag nach einer Anhörung mit dem stellvertretenden Justizminister Rod Rosenstein erklärt, die Untersuchung habe scheinbar den Charakter einer strafrechtlichen Ermittlung erreicht.
Die Berichte der «New York Times» über das Gespräch zwischen Trump und den russischen Regierungsvertretern sind auch deshalb pikant, weil Kisljak mit im Zentrum der Russland-Affäre steht. Es war eine Lüge über ein Telefonat mit dem Botschafter, die Sicherheitsberater Michael Flynn zu Fall brachte. (DPA)