IG-Metall-Chef will weiter für Tarifbindung kämpfen

Mitarbeiter der Metallindustrie bei der Arbeit. Foto: Patrick Pleul/Archiv
Mitarbeiter der Metallindustrie bei der Arbeit. Foto: Patrick Pleul/Archiv

Böblingen (dpa/lsw) - IG-Metall-Landeschef Roman Zitzelsberger will im Südwesten noch mehr Firmen an Tarifverträge binden. «Priorität Nummer eins muss für die kommenden Jahre sein: Wir stärken die Tarifbindung», sagte der Landesbezirksleiter am Donnerstag bei der Bezirkskonferenz in Böblingen. Er warnte vor einer Entwicklung wie im Dienstleistungssektor, der in großen Teilen tariffrei sei.

Sein Ziel ist es, in der Metall- und Elektroindustrie Bereiche wie die Logistik, die von Firmen in den vergangenen Jahren vielerorts ausgegliedert wurden und damit aus dem Tarifvertrag fielen, zurückzuholen. «Ich will die gesamte Wertschöpfung, von der Planung über Produktion bis hin zu Logistik und Services unter den Deckungsbereich unserer Tarifverträge bringen», sagte er.

 

Schon bei der vergangenen Tarifrunde hatte sich die Gewerkschaft auf das Thema konzentriert und im vergangenen Jahr ausgehandelt, dass sich 44 Betriebe im Land künftig an Tarifverträge halten. Der Arbeitgeberverband Südwestmetall zählt gut 1000 tarifgebundene Betriebe mit rund 500 000 Mitarbeitern. Das sind den Angaben zufolge rund 60 Prozent der Beschäftigten in der Metall- und Elektrobranche. Tarifverträge regeln beispielsweise Lohnniveau, aber auch Urlaubstagen und Arbeitszeiten.

 

Bundesweite Verhandlungen für einen flächendeckenden Tarifvertrag für die sogenannte Kontraktlogistik waren Ende April gescheitert. Stattdessen handelt die Gewerkschaft nun mit einzelnen Betrieben Regelungen aus. Das können sogar einzelne Betriebe innerhalb eines Unternehmens sein. Der Bereich werde einer der zentralen Schwerpunkte bleiben, so Zitzelsberger. «Natürlich wäre der Weg eines Flächentarifvertrags bequemer. Aber uns geht's nicht um Bequemlichkeit.» Der IG-Metall-Landeschef will deshalb auch in der nächsten Tarifrunde wieder nicht tarifgebundene Betriebe beteiligen.

 

Die nächsten Tarifgespräche stehen im Herbst an. Einen ersten Austausch über Forderungen soll es Ende Juni bei einem Kongress in Mannheim geben. Schon jetzt ist klar, dass das Thema Arbeitszeit eine wichtige Rolle spielen wird. In der groß angelegten Beschäftigtenbefragung der IG Metall hatte sich im Südwesten fast die Hälfte für eine 35-Stunden-Woche ausgesprochen. «Wir wollen die 35 Stunden als zentrale Referenz und wirkungsmächtige Praxis neu definieren, statt sie in einem Säurebad grenzenloser Flexibilität und verdichteter Lebensarbeitsmodelle zersetzen zu wollen», sagte Zitzelsberger.

 

Der Arbeitgeberverband Südwestmetall unterstellt der Gewerkschaft unterdessen «bewusstes Missverstehen». «Die Behauptung, die Arbeitgeber wollten das Arbeitszeitgesetz abschaffen und die Arbeitszeiten der Beschäftigten über das derzeitige gesetzliche Maß hinaus verlängern, ist schlicht falsch und wird auch durch ständige Wiederholung nicht richtig», sagte Hauptgeschäftsführer Peer-Michael Dick. Es gehe den Arbeitgebern nicht um eine generelle Verlängerung, sondern um eine flexiblere Verteilung der Arbeitszeit gehe.

 

Arbeitnehmervertreter fürchten allerdings in dem punkt eine Ausweitung der Arbeitszeit, wenn die Mitarbeiter ihre Arbeitszeit beispielsweise auf einen längeren Zeitraum verteilen und abends noch einmal einsteigen, um beispielsweise Kontakt mit Kollegen in anderen Zeitzonen aufzunehmen. (DPA/LSW)