Die Zahl der Rauschgiftdelikte im Südwesten ist das sechste Jahr in Folge gestiegen. Nach Angaben des Innenministeriums wurden 2016 knapp 40 300 Fälle erfasst, im Vorjahr waren es 37 500. Besonders Cannabis, Kokain, Ecstasy, Amphetamin und Heroin sind im Südwesten verbreitet. Den Anstieg führt das Ministerium unter anderem auf verstärkte Kontrollen der Polizei zurück. «Die leichte Verfügbarkeit und der risikoarme Erwerb im Internet sind ein weiterer Faktor», sagte ein Ministeriumssprecher.
Nach Ansicht von Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) zeigen die Zahlen, «dass wir bei der Suchtprävention mit Verboten und Strafen allein nicht weiterkommen.» Drogenabhängigkeit sei zuallererst eine Krankheit und erst dann eine Gesetzeswidrigkeit. «Strafe allein hilft den Betroffenen kein Stück dabei, gesund zu werden.»
Eine verantwortungsvolle Drogen- und Suchtpolitik beruhe auf Prävention, Beratung, Hilfe und Therapie sowie Schadensminderung und Überlebenshilfen. «Diesen Weg werden wir konsequent weitergehen und dafür auch Geld in die Hand nehmen», sagte Lucha.
Der suchtpolitische Sprecher der Grüne-Fraktion, Josha Frey, mahnte: Besonders bei den Legal Highs seien Risiken oft noch nicht bekannt oder deren Wirkung werde unterschätzt. In der Schweiz hab man gute Erfahrungen mit «Drug Checking» gemacht. Todesfälle seien verhindert worden, wenn man Abhängigen die Möglichkeit gibt, Substanzen auf Inhaltsstoffe und Reinheitsgrade überprüfen zu lassen.
Eine Zunahme gab es laut Innenministerium vor allem beim Besitz und Erwerb von Kokain: die Zahl der Fälle stieg um 18,4 Prozent auf 1101. Cannabis legte um 13,5 Prozent zu (22 821 Fälle), Ecstasy um 12,1 Prozent (1381). Kaum eine Rolle spielt Crystal Meth.
Deutlich mehr Menschen sind an den Folgen ihres Drogenkonsums gestorben. 170 Drogentote gab es 2016 in Baden-Württemberg, knapp 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders drastisch ist die Zunahme der Todesfälle nach dem Konsum sogenannter Legal Highs. Die Substanzen werden oft in Form von Kräutermischungen, Badesalzen oder ähnlichem verkauft und als vermeintlich ungefährliche Alternativ-Droge beworben. 14 Menschen starben daran - zehn mehr als 2015. (DPA/LSW)