Parodontitis wird als Zahnkiller unterschätzt

Der regelmäßige Gang zum Zahnarzt lohnt sich. Erkennt er Parodontitis rechtzeitig, können die Zähne des Patienten erhalten werden. Foto: Patrick Pleul/Zentralbild/dpa
Der regelmäßige Gang zum Zahnarzt lohnt sich. Erkennt er Parodontitis rechtzeitig, können die Zähne des Patienten erhalten werden. Foto: Patrick Pleul/Zentralbild/dpa

Zahn um Zahn: Viele Bundesbürger unterschätzen nach einer Untersuchung der Barmer Krankenkasse das Risiko der chronischen Zahnbettentzündung Parodontitis. Die Deutschen gingen entweder zu selten oder zu spät zum Zahnarzt oder beachteten Therapieempfehlungen nicht, heißt es im Barmer Zahnreport. Selbst nach einer Therapie gingen noch bei einem Drittel der Erkrankten innerhalb von vier Jahren Zähne verloren.

 

 

Chronische Zahnbettentzündungen gelten heute als Hauptursache für Zahnverluste. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KZBV) kritisierte aber auch den Leistungskatalog der gesetzlichen Kassen, die unter anderem nicht für Parodontitis-Nachbehandlungen zahlten.

 

Anders als Karies ist eine Zahnbettentzündung zunächst nicht schmerzhaft. Sie kann durch Beläge (Plaque) auf den Zähnen und in Zahnzwischenräumen entstehen. Der Körper reagiert oft erst mit einer Zahnfleischentzündung, die ohne Behandlung nicht selten in tieferes Gewebe vordringt. Das kann eine Parodontitis auslösen. Raucher, Diabetiker sowie Menschen mit einem geschwächten Immunsystem gelten als besonders gefährdet. Durch regelmäßiges Zähneputzen und tägliches Reinigen der Zahnzwischenräume lassen sich Zahnbettschäden vermeiden.

 

Nach Angaben der KZBV ist rund jeder zweite jüngere Erwachsene (52 Prozent) von einer parodontalen Erkrankung betroffen. Viele, ohne davon zu wissen, heißt es in der Barmer-Untersuchung. Unter Senioren litten sogar nahezu zwei Drittel unter Zahnbettentzündungen. Insgesamt nehme die Zahl der Menschen mit Parodontalerkrankungen nach der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie aber nicht zu, führt die KZBV an. Bei jüngeren Erwachsenen habe sich die Zahl schwerer Fälle seit 2005 halbiert. Auch bei jüngeren Senioren gebe es einen rückläufigen Trend.

 

Entwarnung bedeute das nicht. «Wir können Betroffenen daher nur dringend raten, frühzeitig zum Zahnarzt zu gehen und dessen Therapie-Empfehlungen auch konsequent umzusetzen», sagte Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer, am Donnerstag. Wer nicht jährlich zur Kontrolluntersuchung gehe, verdopple sein Risiko, Zähne zu verlieren.

 

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung sieht diesen Kontrollabstand als zu gering an. «Parodontale Erkrankungen sind immer noch der Hauptgrund für Zahnverluste bei Erwachsenen», sagte Vorstandschef Wolfgang Eßer. Der Leistungskatalog der Kassen sei mit Blick auf Prävention und Nachsorge unvollständig und entspreche nicht mehr dem Stand der Wissenschaft.

 

Selbstverantwortung der Patienten spielt aber auch eine Rolle. Im Jahr 2015 gingen nach dem Barmer Zahnreport im Durchschnitt nur 71,7 Prozent aller Versicherten mindestens einmal im Jahr zum Zahnarzt - bei den Männer waren es rund zwei Drittel (67,8 Prozent), bei den Frauen drei Viertel (75,4 Prozent). (DPA)