Nach starken Frosteinbrüchen in der vergangenen Woche rechnet Agrarminister Peter Hauk (CDU) beim Obst- und Weinbau mit Schäden in dreistelliger Millionenhöhe. «Im Vergleich zum Frostjahr 2011 ist landesweit von einem drei- bis viermal höheren Schaden auszugehen», teilte er am Dienstag mit. Damals wurden die Ausfälle mit rund 20 Millionen Euro beziffert. Derzeit werden Möglichkeiten geprüft, um die betroffenen Bauern finanziell zu unterstützen.
Wie eine Ministeriumssprecherin sagte, hält Hauk neben steuerlichen Erleichterungen weiterhin Ausgleichszahlungen für möglich. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte, dass sich das Kabinett mit der Frage befassen und seine Entscheidung aufgrund der Gegebenheiten treffen werde. Das Ausmaß der Schäden müsse noch geprüft werden.
Neben möglichen Ausgleichszahlungen und Steuerstundungen können Weinbaubetriebe in diesem Jahr Anträge auf Umstrukturierung ihrer Rebflächen stellen. Im Rahmen eines EU-Förderprogramms ist ihnen auch gestattet, total geschädigte Weinberge zu roden und neu anzupflanzen.
Die FDP-Landtagsfraktion sieht vor allem die Wein- und Obstbauern in der Pflicht. «Für die Zukunft muss die Politik mehr darauf drängen, dass die landwirtschaftlichen Betriebe durch Frost- und Mehrgefahrenversicherungen mehr Eigenvorsorge betreiben», sagte der agrarpolitische Sprecher der Fraktion, Friedrich Bullinger.
Laut Agrarministerium sind in diesem Jahr landesweit rund 7000 von 28 000 Hektar Weinreben sowie 6000 von 11 000 Hektar Obstbauflächen stark geschädigt. Die Weinbauverbände Württemberg und Baden klagen über einen Totalausfall im Taubertal. Im Weinsberger Tal sowie in der Region Hohenlohe seien Ertragseinbußen zwischen 80 und 100 Prozent zu erwarten. «Nur wenige haben keine Schäden gemeldet», sagte der Präsident des Badischen Weinbauverbands, Kilian Schneider. Gemeinsam forderten beide Verbände ein finanzielles Hilfsprogramm - anderenfalls seien die Betriebe «hoffnungslos überfordert».
Der Naturschutzbund (Nabu) Baden-Württemberg kritisierte indes, dass Hauk nur von 11 000 Hektar Kernobstbau ausgehe, es im Land aber mehr als 100 000 Hektar Streuobstflächen gebe. Auf diesen stehen dem Nabu-Landesvorsitzenden Johannes Enssle zufolge überwiegend Apfel- und Birnenbäume, also ebenfalls Kernobstbäume: «Wenn dem Obstbau aufgrund der massiven Frostschäden geholfen wird, dann dürfen die Erwerbsobstbauern mit Streuobstwiesen nicht benachteiligt werden.» (DPA/LSW)