Tennis-Damen erleichtert - Görges rettet Fed-Cup-Team

Die deutschen Tennis-Damen haben den Abstieg vermieden. Foto: Daniel Maurer
Die deutschen Tennis-Damen haben den Abstieg vermieden. Foto: Daniel Maurer

Deutschlands Tennis-Star Angelique Kerber nahm Erfolgsgarantin Julia Görges strahlend in die Arme. Eingehüllt in eine schwarz-rot-goldene Fahne ließ sich das gesamte deutsche Fed-Cup-Team nach Görges' grandiosem Auftritt vom Publikum feiern.

Görges drehte in Stuttgart gegen Lessia Zurenko in beiden Sätzen einen klaren Rückstand und holte mit dem 6:4, 6:4 den entscheidenden Punkt zum 3:1 in der Relegation gegen die Ukraine.

Nach einer Niederlage der zweimaligen Grand-Slam-Siegerin Kerber bewahrte die 28-Jährige die deutschen Tennis-Damen von Bundestrainerin Barbara Rittner vor dem Abstieg in die Zweitklassigkeit.

 

«Es waren sehr, sehr viele Emotionen im Spiel, auch von Angies Seite her. Ich denke, dass es für Angie kein einfacher Tag war», sagte die wiedererstarkte Görges am Sonntagnachmittag, als sie sich rund eine Stunde nach dem Matchball noch immer aufgewühlt den Fragen stellte. «Ich glaube, dass es ganz wichtig für das ganze Team gewesen ist, dass wir das Wochenende erfolgreich beenden. Wir haben die Qualität und gehören absolut in die Weltgruppe.»

 

30 Jahre nach dem ersten Fed-Cup-Titel mit Steffi Graf ist ein großer Imageschaden und der erste Abstieg seit 2012 abgewendet. Die Auswahl spielt auch 2018 erstklassig und kann einen erneuten Angriff auf die ersehnte Mannschafts-Trophäe beginnen. «Bravo», schrieb Boris Becker auf Twitter. Wäre es nicht gelaufen wie gewünscht, wären die Damen in die Zweitklassigkeit abgestürzt. Ergriffen hatte Görges nach ihrem zweiten Einzelsieg den Schläger fallen gelassen, die Hände vors Gesicht geschlagen. Das sportlich bedeutungslose Doppel verloren Laura Siegemund und Carina Witthöft anschließend mit 4:6, 6:4, 6:10 gegen Olga Sawtschuk und Nadja Kitschenok zum 3:2-Endstand.

 

Kerber, der eigentlich die Hauptrolle zugedacht war, hatte die erste Chance auf den Gesamterfolg noch vertan. Nach bescheideneren Ergebnissen zeigte sich die Branchenanführerin verunsichert und gab sich Jelina Switolina beim 4:6, 2:6 zum vierten Mal in Serie geschlagen. «Sie hat einfach im Moment noch nicht so die Sicherheit», analysierte Rittner im SWR. «Da fehlt so ein bisschen diese Ruhe und Zuversicht. Angie hat so ein bisschen den Kopf verloren.»

 

Am Samstag spielte Kerber nicht spektakulär, setzte sich beim 6:1, 6:4 gegen Zurenko aber souverän durch. Görges hatte ihr trotz eines Satzrückstandes und eines Sturzes unerwartet mit dem 4:6, 6:1, 6:4 gegen Switolina eine perfekte Vorlage geliefert.

 

Kerber, die am Montag ihren Spitzenplatz in der Weltrangliste an Serena Williams verliert, fand im Duell mit Switolina nicht die richtigen Mittel. Die Fed-Cup-Atmosphäre sollte der Linkshänderin eigentlich helfen, sich von Druck und Last zu befreien. «Ich empfinde das nicht als Rückschlag. Ich denke, die Woche hat mich weitergebracht», sagte Kerber. «Für mich ist es wichtig, dass ich wieder Spaß habe, und der Spaß ist wieder da.»

 

Lächeln durfte die Schleswig-Holsteinerin am Ende dank des starken Auftritts von Görges. Die Bad Oldesloerin wirkte zu Beginn gehemmt. Das Duell war von Nervosität geprägt, nur langsam fand Görges vor 3800 Zuschauern zu ihrem druckvollen Spiel. Von 1:4 kämpfte sich die Bad Oldesloerin zum 4:4, das Publikum sang «Jetzt geht's los». Dem Satzgewinn ließ Görges ein «Come on» folgen. Anschließend stand es wieder 0:3, wieder kam die 1,80 Meter große Spielerin zurück.

 

Beim WTA-Turnier in der kommenden Woche in Stuttgart wird Görges fehlen. Nach ihrem Match kritisierte sie indirekt die Veranstalter für die Vergabe der Wildcards. «Ich möchte mich grundsätzlich zu diesem Thema nicht äußern», sagte sie. «Ich glaube allerdings, dass die zwei Siege an diesem Wochenende genug gesagt haben.» Die Stuttgart-Siegerin von 2011 hat es als Weltranglisten-46. nicht ins Hauptfeld geschafft. Die Qualifikation verpasste sie, weil sie parallel zum Fed Cup ausgetragen wurde. Eine Wildcard ging an Vorjahresfinalistin Siegemund, eine an Maria Scharapowa. (DPA)