Mit Appellen für einen freien und fairen Welthandel ist die Hannover Messe am Sonntag an den Start gegangen. Bei der Eröffnungsfeier am Abend plädierte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eindringlich für offene Märkte.
Abschottung und Protektionismus führten auf Dauer immer wieder zu Verlusten, warnte sie. Die Messe gilt als weltgrößte Leistungsschau für industrielle Neuerungen. Erwartet werden rund 200 000 Besucher und 6500 Aussteller - 60 Prozent davon aus dem Ausland.
Die polnische Ministerpräsidentin Beata Szydlo bekannte sich wie Merkel zu Europa, mahnte aber auch Veränderungen an. «Die Europäische Union ist ein großer Wert für Polen», sagte sie laut Übersetzer. Es gelte, nach dem beschlossenen britischen EU-Austritt alles zu tun, um weitere Austritte zu verhindern. Dazu müsse verbessert werden, was heute nicht optimal funktioniere. Ein auf Werte gestütztes Europa müsse diese Werte auch verteidigen.
Szydlo warb auch für die Wirtschaft ihres Landes und betonte: «Polen ist heute ein sicheres Land, in dem gute Veränderungen für die Unternehmen eingeführt wurden.» Seit 1992 habe es nicht mehr eine so gute Stimmung gegeben wie aktuell.
Mit Blick auf Polen sagte die Kanzlerin: «Unsere beiden Länder verbindet heute ja weit mehr als nur eine gemeinsame Grenze.» Polen hätte letztlich auch dazu beigetragen, dass die deutsche Trennung der Geschichte angehöre. «Das werden wir nicht vergessen», erklärte sie. Die bilateralen Beziehungen seien ein Beispiel für den Offenheitsgrad der deutschen Wirtschaft.
Der Präsident des Bundesindustrieverbands BDI, Dieter Kempf sprach sich für gemeinsame Werte diesseits und jenseits von Oder und Neiße aus, die auch Meinungs- und Pressefreiheit beinhalteten. Hintergrund ist ein Verfahren gegen Polen, dem die EU-Kommission unter anderem vorwirft, die Unabhängigkeit der Justiz und andere rechtsstaatliche Grundsätze zu untergraben.
Global plädierte er für einen freien Handel mit globalen Wertschöpfungs- und Lieferketten aus. Innovationen, nicht Zollbarrieren seien der Schlüssel zum Erfolg. Mit Blick auf Exportüberschüsse Deutschlands meinte er: «Wir haben es geschafft, weil wir unsere Hausaufgaben gemacht haben - vielleicht etwas besser als andere.»
Die fünftägige Veranstaltung ist im 70. Jahr ihres Bestehens erneut dem Leitthema der vernetzten Industrie gewidmet, bei der Roboter eine zunehmende Rolle spielen. Die «apokalyptischen Thesen», die eine Verdrängung des Menschen durch die mechanischen Helfer vorhersagten, hätten sich laut Kanzlerin nicht erfüllt. Das Thema Weiterbildung sei aber ein wichtiges, zentrales Thema der Digitalisierung.
Parallel zur Suche nach neuen Geschäftsmodellen geht es angesichts der Risiken in vielen Exportländern bei zahlreichen Konferenzen auf der Messe auch um politische Orientierung für die Branche.
Auf der Eröffnungsfeier übergab Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) den diesjährigen Hermes-Award für einen intelligenten Greifarm an das in Baden-Württemberg ansässige Familienunternehmen Schunk GmbH. Eine besondere Ehrung gab es zudem für den Unternehmer Dietmar Harting, der seit 1947 jedes Jahr bei der Hannover Messe war. (DPA)