Automatisierung und Digitalisierung in den Fabriken kann nach Einschätzung der Technologie-Branche auch Jobs sichern - und sogar neue entstehen lassen. «Je mehr Technik es in einer Fabrik gibt, desto mehr hoch qualifizierte Leute braucht man, die die Systeme betreuen, warten und Verbesserungen einsteuern», sagt der Bosch-Ingenieur Stefan Aßmann, der bei dem Konzern die Sparte Connected Industry - vernetzte Industrien - leitet. Skeptiker befürchten dagegen, dass der Trend zu immer selbstständigeren Robotern künftig Arbeitsplätze kosten wird.
«Wir haben in einem Werk untersucht, wie der Personalstand heute ist und wie er in fünf oder zehn Jahren aussehen wird. Das Beruhigende war: Es gibt eher mehr Bedarf an hoch qualifizierten Technikern», sagte Aßmann. «Wir sehen nicht die menschenleere Fabrik, sondern es gibt eher Technologie, die den Menschen hilft, die Maschinen besser am Laufen zu halten.»
Bereits heute beschäftigen sich den Angaben zufolge bei Bosch rund 20 000 Entwickler mit Software. Beinahe jede zweite ausgeschriebene Stelle habe derzeit einen Bezug dazu. Das Unternehmen rechne zudem bis 2020 mit einer Milliarde Euro an zusätzlichen Ersparnissen sowie einer weiteren Milliarde Euro an zusätzlichem Umsatz.
Es gibt nach wie vor aber auch viele kritische Stimmen an der fortschreitenden Digitalisierung der Produktion - nicht nur aus dem Gewerkschaftslager. So hatte etwa die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, erst Anfang April vor den Folgen der zunehmenden Automatisierung auf dem Arbeitsmarkt gewarnt. «Die technologischen Veränderungen, die wir im Moment sehen, stellen eine echte Herausforderung dar», sagte sie in Berlin.
Fast alle Berufe würden sich künftig durch Innovationen wie Robotertechnik und künstliche Intelligenz ändern. Regierungen müssten weltweit dafür sorgen, dass aber auch neue Chancen für alle entstünden - und nicht nur traditionelle Jobs wegfielen. «Exzessive Ungleichheit ist unvereinbar mit stabilem Wachstum», meinte Lagarde.
Aßmann räumte ein, dass es «repetitive Tätigkeiten» gebe, die schon in den vergangenen Jahrzehnten durch Automatisierung wegrationalisiert worden seien - «das gab es und das wird es weiterhin geben». Grundsätzlich gelte aber: Vernetzung führe zu mehr Produktivität in Unternehmen und stärke die Wettbewerbsfähigkeit.
Beim Stillstand einer Maschine sei früher bis zur Reparatur eine gewisse Zeit vergangen. «Heute sind unsere Mitarbeiter mit Tablet oder Smartphone in der Werkstatt und bekommen dort schon eine SMS von der Maschine, was passiert ist und wie das Problem zu beheben ist», sagte der Ingenieur. Falls eine Maschine ein Ersatzteil benötige, scanne der Mitarbeiter nur noch den entsprechenden Barcode ein. Das Teil werde online bestellt. «Die Unterstützung des Menschen - und die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine - ist schon Normalität.» (DPA)