Wenn Feiertage und Ferien zum Kurzurlaub locken, kann es für die Blutspendedienste in Baden-Württemberg schon mal enger werden. «Das ist eine Zeit, die uns Probleme macht», sagte Blutspendefachmann Eberhard Weck der Deutschen Presse-Agentur. Allein im Südwesten benötige das Deutsche Rote Kreuz (DRK) an jedem Werktag gut 1600 Blutspenden. «Wir haben sehr zuverlässige Spender, die uns das ganze Jahr über unterstützen», lobte Weck, der beim DRK in Baden-Württemberg und Hessen für das Blutspende-Marketing zuständig ist.
Wenn aber ein Feiertag etwa auf einen Donnerstag falle, sei die Zahl der Spenden von Mittwochabend bis Montag verringert. «Das spüren wir deutlich», sagte Weck. Auch gutes Wetter könne zum Problem werden. Am ersten sonnig-warmen Tag des Jahres seien über 16 Prozent weniger Frauen und Männer zum Spenden gekommen als an den Tagen davor und danach. «Wir versuchen, das durch Sondermailings oder Aufrufe zu kompensieren.»
Zum Problem werde eine geringere Spendenbereitschaft erst, wenn sie länger anhalte. Der Vorrat an Blutkonserven beim DRK reiche für gut drei Tage. Maximal lagerfähig seien Konserven 35 Tage. Wenn Engpässe auftreten, dann zunächst bei Blutgruppen mit negativem Rhesusfaktor, besonders bei Blutgruppe Null. Das ist eine Entwicklung, die sich auch mit der Erfahrung des Blutspendedienstes am Klinikum Stuttgart deckt. «Derzeit ist die Versorgungslage gut, entscheidend ist jetzt, dass auch in den Osterferien genügend Menschen zur Blutspende kommen», teilte die Ärztliche Direktorin des Zentralinstituts für Transfusionsmedizin und Blutspendedienst, Beate Luz, mit.
Das Universitätsklinikum Tübingen deckt normalerweise etwa 80 Prozent des Bedarfs aus dem eigenen Blutspendedienst. «In einem Krankenhaus der Maximalversorgung wie der Universitätsklinik Tübingen kann man damit rechnen, dass wir mit eigenen Blutspenden nicht zurechtkommen und auf Kooperation mit anderer Blutspendediensten angewiesen sein werden, spätestens in der Woche nach Ostern», sagte der Ärztliche Direktor des Zentrums für Klinische Transfusionsmedizin, Tamam Bakchoul. «Trotzdem rechnen wir nicht damit, dass die Versorgungssituation kritisch wird.»
Nach Wecks Erfahrung ist gute Planung besonders wichtig. Denn auch ein Zuviel an Spenden wäre schlimm. «Das ist anders als bei der Vermarktung von Schokoriegeln.» Der Bedarf bleibe im Jahresverlauf etwa konstant. Rund jede fünfte Blutkonserve werde für die Behandlung von Krebspatienten benötigt.
Zwar setze sich im Klinikum Stuttgart der Trend des Vorjahres zu weniger Spenden fort, sagte Luz. Aber die Versorgung sei gesichert, da auch die Zahl der Transfusionen in den vergangenen Jahren gesunken sei. Mit einer Verschärfung sei zu rechnen, wenn die geburtenstarken Jahrgänge alterbedingt nicht mehr spenden könnten und gleichzeitig für mehr ältere Patienten auch mehr Blut benötigt werde. Daher bemühe sich das Klinikum darum, junge Leute als Blutspender zu gewinnen. «Erfreulich viele junge Menschen sind bereit zur Blutspende», sagte Luz.
Aktuell habe sich das Klinikum einer Kampagne des Wacken Open Air angeschlossen. Blutspender erhalten nach sechs Spenden ein W:O:A - T-Shirt. «Damit hoffen wir, junge Spender zur kontinuierlichen Blutspende zu motivieren.» Im schleswig-holsteinischen Dorf Wacken treffen sich jährlich Zehntausende Heavy-Metal-Fans zu einem der größten deutschen Musik-Festivals. (DPA/LSW)