So vermeidet man Fehlentscheidungen im Job

Fehlentscheidungen im Job können teuer werden. Um sie zu vermeiden, können Perspektivwechsel helfen. Manchmal reicht es schon, in einem Meeting einmal die Plätze zu tauschen. Foto: Christin Klose/dpa-tmn
Fehlentscheidungen im Job können teuer werden. Um sie zu vermeiden, können Perspektivwechsel helfen. Manchmal reicht es schon, in einem Meeting einmal die Plätze zu tauschen. Foto: Christin Klose/dpa-tmn

Im Meeting die Meinung sagen oder lieber schweigen? Das Projekt übernehmen oder ablehnen? Der Arbeitsalltag verlangt einem immer wieder Entscheidungen ab. Bei einer solchen Wahl zwischen Alternativen besteht immer das Risiko einer Fehlentscheidung. Es lässt sich verringern. Grundsätzlich ähnelt eine Entscheidung einer Pferdewette: Man wägt mögliche Szenarien gegeneinander ab, rechnet Wahrscheinlichkeiten aus und horcht vielleicht noch kurz, was der Bauch sagt, wie Buchautor und Berater Jochen Mai erklärt. Dann setzt man auf seinen Favoriten.

 

Entscheidungen wie zum Beispiel über den Kaffee in der Küche überlässt man in der Regel dem Bauch - eine emotionale Entscheidung, die so schnell geht, dass man sie kaum bemerkt. Sie basiert auf den bereits gesammelten Erfahrungen, wie Coach Gabriele Bringer vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen erklärt. «Solche Entscheidungen müssen nicht schlecht sein.» Nichtsdestotrotz hören die meisten im Job bei Entscheidungen etwa über Investitionen eher auf ihren Verstand. Das Abwägen von Argumenten und das Berechnen von Wahrscheinlichkeiten führt zu einer rationalen und begründbaren Entscheidung.

 

Im Arbeitsalltag kommen einige Faktoren erschwerend hinzu, sagt Bernd Slaghuis, Karrierecoach aus Köln. So müssen Beschäftigte Entscheidungen oft unter großem Zeitdruck treffen. Die möglichen Konsequenzen zu durchdenken oder noch gebrauchte Informationen zu sammeln, ist dann zeitlich oft nicht drin. Auch die Angst vor den Risiken und vor Fehlern kann eine Entscheidung beeinflussen.

 

Slaghuis empfiehlt daher einen Perspektivwechsel: So werden viele Entscheidungen in Meetings im immer gleichen Konferenzraum am u-förmigen Tisch getroffen. Um solche Routinen bewusst zu durchbrechen, kann es bereits helfen, andere Plätze einzunehmen, mal aufzustehen oder die Besprechung an einen unüblichen Ort zu verlegen.

 

Dieser Perspektivwechsel funktioniere auch bei einem selbst: Wer immer nur rationale Entscheidungen trifft, sollte lernen, auch auf seinen Bauch zu hören. Denn: «Eine gute Entscheidung ist immer eine Kombination aus Gefühl und Verstand», sagt Slaghuis.

 

Als alleinige Grundlage für eine Entscheidung kann und sollte das Bauchgefühl - gerade wenn es im Job darum geht, mit einer Innovation Neuland zu betreten - nicht dienen, wie Mai sagt. Helfen können Entscheidungstechniken wie zum Beispiel Pro- und Kontra-Listen. Hilfreich kann auch ein K.o.-System sein: Dabei treten, wie bei einem Fußballturnier in der K.o.-Runde, die Optionen gegeneinander an - die beste bleibt übrig. Oder man erstellt die sogenannte Benjamin-Franklin-Liste: Dabei notiert man nur die Pro-Argumente für die verschiedenen Alternativen. Dann werden Schulnoten für jedes Argument und die Durchschnittsnote jeder Alternative errechnet.

 

Bringer rät, das Ganze mit einem Vertrauten durchzusprechen. Das kann zum Beispiel der Partner oder ein Coach sein. Nicht, um einen Ratschlag zu bekommen. Sondern um möglicherweise logische Fehler aufzudecken und um das Problem und die Entscheidung für sich zu formulieren. «So denkt man nochmal intensiv darüber nach, welche Entscheidung man treffen will.» (DPA/TMN)

 

Literatur:

Jochen Mai: Warum ich losging, um Milch zu kaufen, und mit einem Fahrrad nach Hause kam. dtv premium, Oktober 2016, 320 Seiten, ISBN-13: 978-3-423-26131-9, 16,90 Euro