Mit Plänen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf wollen die SPD und Familienministerin Manuela Schwesig in den Bundestags-Wahlkampf ziehen. Schwesig stellt heute in Berlin ihr neues Konzept zur «Familienarbeitszeit» vor. Damit sollen Eltern von kleinen Kindern, voraussichtlich aber auch Familien mit pflegebedürftigen Angehörigen entlastet werden. Das bisherige Konzept «Familienarbeitszeit» sah vor, dass beide Eltern jüngerer Kinder ihre Arbeitszeit auf 80 bis 90 Prozent reduzieren können. Das würde eine Wochenarbeitszeit von 28 bis 36 Stunden bedeuten. Zum Ausgleich für den Verdienstausfall sollen sie ein «Familiengeld» von zusammen bis zu 300 Euro erhalten.
Entsprechende Pläne hatte die stellvertretende SPD-Vorsitzende Schwesig schon 2016 vorgelegt, in der großen Koaltion waren sie aber nicht durchsetzbar. Jetzt soll das Konzept erweitert werden. «Ich möchte die Familienarbeitszeit ausweiten auf die Familien, die zu Hause ihre Eltern oder Geschwister pflegen und ihre Arbeitsstunden reduzieren möchten», sagte Schwesig «Spiegel Online».
Studien zufolge übernehmen Frauen immer noch den größten Teil der Hausarbeit und reduzieren nach der Familiengründung ihre Arbeitszeit deutlich, während Männer fast ausschließlich weiter Vollzeit arbeiten. Die Konsequenz daraus ist, dass nach OECD-Angaben in Deutschland bei Paaren mit mindestens einem Kind nur 22,6 Prozent zum Familieneinkommen beisteuern. Das ist der schlechteste Wert von 15 ausgewählten Ländern.
Nach einer Allensbach-Studie sind vor der Geburt des ersten Kindes 71 Prozent der Paare in Vollzeit erwerbstätig, nach Geburt und Elternzeit nur noch 15 Prozent. Viele Frauen bleiben dann in Teilzeit, Männer in Vollzeit. Auch bei der häuslichen Pflege von Angehörigen sind Frauen mehr engagiert als Männer.
Die Wirtschaft lehnt die Pläne der SPD ab, weil sie Verluste in Milliardenhöhe befürchtet. «Leider erweist sich eine scheinbar gute Idee aus dem Familienministerium, wenn man genau hinguckt, als verheerend», sagte vor einiger Zeit Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführer Oliver Zander. Wenn etwa ein Ingenieur in der Industrie seine Arbeitszeit von 35 auf 28 Stunden reduziere, nütze es dem Betrieb nichts, wenn seine Partnerin anderswo entsprechend mehr arbeite. (DPA)