Bei Überschwemmungen und Erdrutschen sind in der südkolumbianischen Stadt Mocoa mindestens 127 Menschen ums Leben gekommen. Mindestens 175 Einwohner wurden verletzt und weitere 200 werden vermisst, wie das Rote Kreuz mitteilte. Ganze Wohnviertel wurden unter Schlamm begraben oder weggerissen. Nach heftigem Regen waren drei Flüsse über die Ufer getreten. Die Verbindung auf dem Landweg nach Mocoa ist unterbrochen, weil zwei Brücken zerstört wurden.
Luftbilder zeigten dramatische Schäden, ganze Viertel wurden zerstört. Mocoa liegt in der Nähe der Grenze zu Ecuador, rund 630 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Bogotá.
«Ein großer Teil der Bevölkerung ist von der Lawine quasi mitgerissen worden (...). Die Häuser in 17 Vierteln sind praktisch ausradiert worden», sagte Bürgermeister José Antonio Castro. «Mein Haus wurde auch zerstört, der Schlamm steht bis an die Decke», sagte Castro.
Die Flüsse hatten sich in der Nacht zu reißenden Strömen entwickelt, die wie Lawinen alles mitrissen, hinzu kamen mehrere Erdrutsche. In der Stadt, die 40 000 Einwohner hat, brach auch die Strom- und Wasserversorgung zusammen, teilte der Bürgermeister mit.
Präsident Juan Manuel Santos sagte eine Kuba-Reise ab, um in die Katastrophenregion zu fahren. «Diese Tragödie lässt alle Kolumbianer trauern», betonte er. Er beorderte Einheiten der Streitkräfte in die Region, Soldaten nahmen teilweise alte Menschen Huckepack, um sie zu retten. Erst zuletzt wurden bei Überschwemmungen in Peru rund 100 Menschen getötet - aber dort hatte es nicht ein so katastrophales Einzelereignis gegeben.
Als Santos am Samstag in Mocoa eintraf, betonte er mit Blick auf die Opfer: «Wir wissen nicht wie viele es werden.» Er verhängte den Katastrophenzustand, um die Hilfsmaßnahmen zu beschleunigen. Rund 2500 Helfer sind im Einsatz.
Es ist wegen vieler verschütteter Häuser mit steigenden Opferzahlen zu rechnen. Die Menschen wurden in der Nacht zum Samstag (Ortszeit) gegen 23 Uhr von dem Unwetter überrascht.
Der Direktor der nationalen Katastrophenschutzbehörde, Carlos Iván Márquez, sagte, es habe ein Zusammentreffen mehrerer Ereignisse durch das Unwetter gegeben.
Viele Menschen harrten wegen der steigenden Wassermassen auf Dächern aus, um gerettet zu werden. Erst langsam fielen die Pegel wieder und gaben das Ausmaß der Zerstörung in Mocoa frei.
Angesichts der hohen Zahl von Verletzten könne die medizinische Versorgung in Mocoa nicht mehr gewährleistet werden, erklärte die zuständige Gouverneurin Sorrel Aroca Departements Putumayo. «Uns fehlt Personal, um den Opfern der Tragödie zu helfen.»
In Kolumbien ereignete sich vor 31 Jahren auch die weltweit bisher schlimmste Katastrophe durch eine Schlammlawine. Nach dem Ausbruch des Vulkans Nevado del Ruiz brachte die Lava die Eiskappe des 5390 Meter hohen Vulkans zum Schmelzen und löste damit im November 1985 eine Schlamm- und Gerölllawine aus, die die Stadt Armero auslöschte, 25 000 Menschen starben. Heute ist der Ort ein riesiger Friedhof. (DPA)