Der Autozulieferer ZF will den Trends in der Automobilbranche hin zu E-Mobilität und autonomem Fahren mit einer stärkeren Verbindung von Mechanik und Elektronik begegnen. Das Smartphone auf Rädern werde es nicht geben, sagte Vorstandschef Stefan Sommer am Donnerstag in Friedrichshafen am Bodensee. Auch das Auto der Zukunft benötige Bremsen, Lenkungen und Achsen. Die Stärke von ZF liege in der Kombination aus Hardware und Software.
«Wir brauchen intelligente mechanische Systeme, um Visionen zukünftiger Mobilität umzusetzen», sagte Sommer weiter. Den Wandel in der Autoindustrie wolle ZF nutzen, um sich zu einem Technologiekonzern zu entwickeln, der in den Zukunftsfeldern eine führende Rolle einnehme. Dafür setzt ZF unter anderem auf Zukäufe: Das Unternehmen habe rund 45 Prozent am bayrischen Radarsensoren-Hersteller Astyx übernommen, sagte Sommer weiter. Dadurch solle der Zugriff von ZF auf eine Schlüsseltechnologie der Umfeld- und Objekterkennung erweitert werden.
Mit der 2016 gegründeten Zukunft Ventures GmbH will ZF zudem die Beteiligung an Firmen in interessanten Technologiefeldern ermöglichen - um technologische Lücken schnell schließen zu können und neue Geschäftsfelder zu erschließen. 2015 hatte ZF bereits den US-Zulieferer TRW Automotive für rund 12,4 Milliarden US-Dollar gekauft. Der Konzern hatte dadurch seine bisher von Getrieben und Fahrwerkselementen dominierte Produktpalette unter anderem um Elektronik, Sicherheitstechnik und Sensorik erweitert.
Die Zahlen von TRW wurden im vergangenen Jahr zum ersten Mal komplett in die Bilanz des Autozulieferers eingerechnet. Unter anderem auch dadurch verbuchte ZF ein deutliches Umsatzplus von rund 20 Prozent auf 35,2 Milliarden Euro, wie Sommer sagte. Das Ergebnis von rund 924 Millionen lag unter dem Gewinn von 2015. Damals hätten jedoch einmalige Effekte wie der Verkauf von ZF Lenksysteme eine Rolle gespielt, sagte Finanzvorstand Konstantin Sauer. Im vergangenen Jahr konnte ZF zudem seine Nettoverschuldung nach dem TRW-Kauf um 1,7 Milliarden Euro auf rund 5,6 Milliarden Euro reduzieren.
Für 2017 rechnet der Autozulieferer mit etwa 137 000 Mitarbeitern mit Erlösen in Höhe von 36 Milliarden Euro. Er gehe von einem moderaten Wachstum in Europa aus, sagte Sommer. «Wir betrachten mit großer Sorge, dass es zunehmend protektionistische Tendenzen gibt in den Wirtschaftsräumen. Anstatt über freien Handel zu reden, wie wird das noch vor einem Jahr gemacht haben, entstehen hier potenziell eher Risiken, die sich aber unserer Annahme nach 2017 nicht wesentlich materialisieren werden.» Ähnliches gelte für Nordamerika. Der Markt wachse zwar, jedoch beobachte ZF sehr sorgfältig, wie sich die Ankündigung «America first» auf das Geschäft auswirke. (DPA/LSW)