«Industrie 4.0» ist laut einer Studie des Digital-Branchenverbands Bitkom in vielen deutschen Unternehmen keine Zukunftsmusik mehr. Seit etwa drei Jahren habe die Vernetzung mit dem Internet in der klassischen Fertigung «rasant an Bedeutung gewonnen». Das sagte Bitkom-Präsidiumsmitglied Michael Kleinemeier auf der Technologiemesse CeBIT in Hannover. 43 Prozent der IT-Unternehmen bieten bereits entsprechende Dienstleistungen und Produkte für Industrie 4.0 an, ergab demnach eine repräsentative Umfrage unter 314 ITK-Unternehmen ab drei Mitarbeitern.
Damit hätten sich die Aktivitäten in diesem Bereich innerhalb von drei Jahren fast verdoppelt.
Dem Bitkom zufolge könnte die Vernetzung mit dem Internet in sechs zentralen Branchen in Deutschland bis 2025 für eine Produktivitätssteigerung in Höhe von bis zu 78,5 Milliarden Euro sorgen.
Profitieren würden von der Transformation vor allem Branchen wie der Maschinen- und Anlagebau, die Automobilherstellung, Elektrotechnik und die chemische Industrie. «Die fertigenden Unternehmen sind die klassischen Kunden der IT», sagte Kleinemeier. Vor allem aus dem Fahrzeugbau verzeichneten die IT-Unternehmen große Nachfrage.
Laut der Bitkom-Studie sagen jedoch auch 39 Prozent der Befragten, dass viele Fertigungsunternehmen die Anwendungen von Industrie 4.0 noch nicht erkannt hätten. Viel Firmen aus der Branche seien nur zögerlich bei der Umsetzung, meinen demnach 65 Prozent. Dabei habe Deutschland gerade in diesem Einsatzbereich «eine hervorragende Ausgangssituation», betonte Kleinemeier.
Wie die Umfrage ergab, beklagten 63 Prozent der Befragten etwa unterschiedliche Standards als großes Hemmnis für die digitale Transformation in der Fertigung. So gebe es etwa Schwierigkeiten beim Einbinden vorhandener Maschinen in den Werkhallen. Branchenübergreifende Standards seien aber «essenziell für den Erfolg von Industrie 4.0», sagte Kleinemeier. «Maschinen und Produkte müssen ebenso einfach miteinander kommunizieren können wie Smartphones.»
Auch der Cloud-Anbieter VMWare hat in einer Kundenumfrage die Herausforderungen in der bestehenden Infrastruktur in den Fabriken als größtes Problem ausgemacht. Die Bestände seien sehr inhomogen, sagte zuletzt VMWare-Manager Matthias Schorer der dpa. Und für die Schnittstelle von der Maschine ins Netz, das sogenannte Gateway, benutzten alle Hersteller eigene Technologien. Darüber liefen 90 Prozent des Datenverkehrs im Internet der Dinge. Das Gateway sei immer die Schwachstelle und potenzieller Angriffspunkt. «Sicherheit ist da eines der größten Probleme.» Traditionelle Produktion und die IT-Abteilungen müssten dabei stärker zusammenarbeiten.
Leuchtturmprojekte der IT-Industrie sowie industrielle Kompetenzzentren sieht der Bitkom als gute Möglichkeiten, die Vorteile sichtbar zu machen und Wege für die Umsetzung aufzuzeigen. Auf der CeBIT in Hannover (20. bis 24. März) stehen Anwendungen und Lösungsansätze rund um die digitale Transformation im Mittelpunkt. Unter dem Kunstwort «d!conomy» legt die Business-Messe ihre Schwerpunkte auf Lösungen für die Vernetzung der Industrie, auf Anwendungen mit künstlicher Intelligenz, virtuelle Realität sowie die zunehmende Bedeutung der Datensicherheit. (DPA)