Günstige Immobilienkredite und die Unterbringung von Flüchtlingen treiben den Bauboom in Deutschland weiter an. Im vergangenen Jahr wurden 375 400 Wohnungen genehmigt, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Dies seien gut ein Fünftel (21,6 Prozent) oder 66 700 mehr als 2015. «Eine höhere Zahl an genehmigten Wohnungen hatte es zuletzt im Jahr 1999 gegeben», erklärten die Statistiker. Damals wurden 440 800 Wohnungen genehmigt.
Mit den Zahlen setzte sich der Aufwärtstrend bei den Genehmigungen im siebten Jahr fort. Indes dürfte die Zahl der Neubauten nicht reichen, um den Bedarf zu stillen, schätzen Experten.
Grund für das starke Plus ist auch die Zuwanderung Hunderttausender Flüchtlinge. Die Genehmigungen für Wohnungen in Wohnheimen, zu denen Flüchtlingsunterkünfte zählen, wuchsen prozentual am stärksten (plus 109,7 Prozent). Ohne Berücksichtigung der Wohnheime hätte das Plus insgesamt bei 15,5 Prozent gelegen.
Starke Zuwächse gab es auch bei Mehrfamilienhäusern (plus 26,6 Prozent) und Zweifamilienhäusern (plus 13,2 Prozent). Zudem wurden viele Wohnungen saniert oder erweitert. Hingegen stagnierten die Genehmigungen bei den Einfamilienhäusern im Vorjahresvergleich.
Der Wohnungsmangel gilt als eine der Hauptursachen steigender Immobilienpreise. Experten fordern daher mehr Neubauten. Nach Einschätzung des Bauministeriums, der Bauwirtschaft und des Mieterbunds müssen pro Jahr in Deutschland rund 350 000 bis 400 000 Wohnungen entstehen. Doch dieses Ziel dürfte im vergangenen Jahr verfehlt worden sein. So erwartet das Münchner ifo-Institut etwa 300 000 fertig gestellte Wohnungen. Offizielle Zahlen für 2016 gibt es noch nicht.
Die sieben Jahre des Aufschwungs seit 2009 hätten gezeigt, wie schwierig eine rasche Ausweitung der Fertigstellungen sei, sagte ifo-Wohnungsbaufachmann Ludwig Dorffmeister. Es gebe zu wenig Bauland, viele Vorschriften und Handwerker seien überlastet.
Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) wird zudem gerade in den Großstädten am Bedarf vorbei gebaut. Dort klafften Angebot und Nachfrage besonders weit auseinander - auch weil zu wenige kleine Wohnungen errichtet würden.
Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) wertete die Zahlen am Donnerstag indes als Erfolg. Es sei gelungen, «eine Trendwende auf dem Wohnungsmarkt» zu schaffen, teilte sie mit. Gerade in den Ballungsgebieten und Universitätsstädten bliebe der Wohnungsmarkt aber angespannt. Das müsse sich dringend ändern. «Wir müssen die Anzahl der bezahlbaren Wohnungen erhöhen – und zwar dort, wo die Nachfrage am höchsten ist.» Hendricks fordert mehr Engagement der Länder im sozialen Wohnungsbau und hat die Mittel dafür aufgestockt. (DPA)