Schwarzwald-Schlucht statt Großstadt-Dschungel, Naturschauspiel statt Studioinszenierung: Eva Löbau (44) und Hans-Jochen Wagner (48) ziehen sich ihre dicken Jacken an und ermitteln in freier Natur. Der Schwarzwald ist ihr Revier. Die Schauspieler sind die zwei neuen «Tatort»-Kommissare. Im Schwarzwald drehen sie derzeit ihren ersten Fall. Und der soll auch ohne Harald Schmidt spannend werden. Denn der TV-Entertainer, der das bekannte Gesicht der Reihe werden sollte, ist nicht dabei.
Die Schwarzwälder «Tatort»-Kommissare konzentrieren sich nun auf ihre Fälle.
«Wir sind froh, dass es endlich losgeht», sagt die Redakteurin der Reihe, Katharina Dufner. Lange hatte der Südwestrundfunk (SWR) nach geeigneten Orten für den ARD-Krimi gesucht, der Drehstart war zwei Mal verschoben worden. Zwei Wochen, bevor es losging, sagte Harald Schmidt (59) überraschend ab. Er hat dafür laut dem SWR persönliche Gründe. Eigentlich war er für die Rolle des Kripochefs vorgesehen.
Der Schwarzwald-Krimi, Nachfolger des Bodensee-«Tatorts» mit Eva Mattes, läuft nun ohne ihn. Gedreht wird bis April, ausgestrahlt wird der Film im Herbst im Ersten. Zwei Krimis pro Jahr werden es dann künftig sein. Wagner und Löbau übernehmen die Hauptrollen.
Mit dem Schwarzwald-«Tatort» geht der Sender neue Wege, sagt Redakteurin Katharina Dufner. Nicht, wie sonst üblich, eine Stadt ist der Ort des Geschehens, sondern eine ganze Region: «Der Schwarzwald mit seinen düsteren Tälern und abgelegenen Höfen ist für Krimigeschichten das ideale Setting», sagt die Fernsehfilmchefin des SWR, Martina Zöllner. Und mit Freiburg gebe es eine Stadt, in der die Kriminalpolizei sitze. Die Rolle der Kripochefin spielt nun die Berliner Schauspielerin Steffi Kühnert (54). Sie ist derzeit im Kinofilm «Timm Thaler oder das verkaufte Lachen» zu sehen.
Für die beiden neuen «Tatort»-Kommissare sind ihre Rollen noch ungewohnt, erzählen sie am Rand der Dreharbeiten in Bernau im Schwarzwald. Als frisches Ermittler-Duo des ARD-Krimis seien sie besonders stark im Fokus des öffentlichen Interesses. «Unsere Arbeit wird genau beobachtet, das zeigen die bisherigen Reaktionen», sagt Löbau, die im «Tatort» die Ermittlerin Franziska Tobler verkörpert. Dies sei bei anderen Rollen nicht so ausgeprägt: «Und daran muss man sich erst gewöhnen.» Grund sei der Kultstatus der Krimireihe.
«Unser Ziel ist es, die Filme so realitätsnah wie möglich zu gestalten», sagt Wagner, der den «Tatort»-Kommissar Friedemann Berg spielt und mit Löbau das Ermittler-Duo bildet. Fernsehzuschauer könnten sich auf klassische Kriminalfälle freuen. «Die Kommissare hadern nicht mit privaten Problemen oder zelebrieren Befindlichkeiten. Die Fälle werden im Mittelpunkt stehen.»
Um authentisch zu sein, haben die beiden Schauspieler in Freiburg bei der richtigen Polizei trainiert - inklusive Schießtraining. «Es war schon ein gewaltiges Gefühl, mit echten Waffen und scharfer Munition zu schießen - statt wie im Film eine Plastikpistole in der Hand zu halten», sagt Wagner. Gelernt habe er in der Vorbereitung den Respekt vor der Arbeit der Polizei.
Im Zentrum des ersten Falls steht der Mord an einer Elfjährigen, sagt Regisseur Robert Thalheim. Es ist der erste «Tatort» des Berliners, bisher hat er vor allem Kinofilme gedreht. «Es geht nicht darum, dass krasse Großstadtleben zu erzählen, sondern den Blick für eine Landschaft zu haben und von den Menschen, die dort leben, zu erzählen», sagt er.
Und die Kriminalfälle orientierten sich daran. Gespielt werde überwiegend in der Natur. «Menschliche Abgründe vor imposanter Kulisse sind das Thema», sagt der Regisseur. Das mache die Filme spannend. Das Drehbuch des ersten Falls stammt von Bernd Lange. Weitere Episoden sind laut SWR bereits in Arbeit. (DPA)