EZB hält trotz Inflationssprung an Billiggeldschwemme fest

Das Gebäude der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main. Die Geldschleusen bleiben weiterhin offen. Foto: Boris Roessler
Das Gebäude der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main. Die Geldschleusen bleiben weiterhin offen. Foto: Boris Roessler

Europas Sparer können sich in absehbarer Zeit keine Hoffnung auf steigende Zinsen machen. Zwar rüstete Europas oberster Währungshüter Mario Draghi verbal etwas.

Doch trotz des jüngsten Inflationssprungs macht die Europäische Zentralbank (EZB) vorerst keine Anstalten, die Zinsen bald zu erhöhen. Der EZB-Rat halte die expansive Geldpolitik derzeit weiter für angemessen, sagte Notenbank-Chef Draghi am Donnerstag in Frankfurt. Der Handlungsdruck, weitere Maßnahmen zu ergreifen, habe aber nachgelassen.

 

 

Der EZB-Rat hielt den Leitzins, zu dem sich Banken frisches Geld bei der Notenbank besorgen können, wie erwartet auf dem Rekordtief von null Prozent. Parken Finanzinstitute überschüssiges Geld bei der EZB, müssen sie dafür nach wie vor 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen. Zugleich kauft die Notenbank monatlich Staatsanleihen und andere Wertpapiere im Milliardenvolumen.

 

«Die Durststrecke für Sparer und Altersvorsorge wird noch länger andauern», kritisierte der Bundesverband Öffentlicher Banken (VÖB). Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater geht davon aus, dass die Zinsen nur sehr langsam steigen werden: «Bis der Zinsanstieg das Sparbuch erreicht, werden wohl noch zwei oder drei Jahre vergehen.»

 

Die Notenbank will ihre milliardenschweren Anleihekäufe bis Ende 2017 fortsetzen - wenn auch ab April nur noch 60 statt 80 Milliarden Euro monatlich fließen sollen. Mindestens bis zum Ende der Anleihekäufe will der EZB-Rat die Zinsen auf dem aktuellen Rekordtief halten. «Unsere Geldpolitik war erfolgreich», bilanzierte Draghi.

 

Im Februar war die Inflation im Euroraum - getrieben vor allem von hohen Energiepreisen - erstmals seit vier Jahren wieder auf zwei Prozent gestiegen. Die EZB strebt zwar Rate von knapp unter 2,0 Prozent an, hält die aktuelle Entwicklung aber noch nicht für nachhaltig.

 

Nach Einschätzung der Währungshüter werden die Verbraucherpreise im Euroraum allerdings deutlich schneller anziehen als zuletzt erwartet. Für das laufende Jahr rechnet die Notenbank nun mit einer Teuerungsrate von 1,7 Prozent. Im Dezember war sie noch von 1,3 Prozent ausgegangen. Auch die mittelfristigen Aussichten für die Konjunktur beurteilt die EZB etwas optimistischer. Die Kerninflation - ohne die schwankenden Energie- und Lebensmittelpreise - ist aus Sicht der Notenbank mit 0,9 Prozent allerdings immer noch zu niedrig.

 

Politiker und Ökonomen in Deutschland forderten nach dem jüngsten Anstieg der Teuerung, die EZB müsse jetzt das Ende ihrer ultralockeren Geldpolitik einläuten. «Die EZB sollte ihre Geldflut eindämmen, sonst besteht die Gefahr, dass sie über ihr Ziel hinausschießt», mahnte Ifo-Chef Clemens Fuest. Sparer leiden seit Jahren unter den extrem niedrigen Zinsen - wobei andererseits Kreditnehmer profitieren. (DPA)