PSA-Chef gibt Merkel in Übernahmepoker Garantien für Opel

PSA-Chef Carlos Tavares versicherte Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass die Franzosen die laufenden Garantien für Standorte und Arbeitsplätze in Deutschland akzeptieren. Foto: Ian Langsdon
PSA-Chef Carlos Tavares versicherte Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass die Franzosen die laufenden Garantien für Standorte und Arbeitsplätze in Deutschland akzeptieren. Foto: Ian Langsdon

Für den französischen Autokonzern PSA Peugeot Citroën steigt die Chance einer einvernehmlichen Übernahme von Opel.

PSA-Chef Carlos Tavares versicherte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), dass die Franzosen die laufenden Garantien für Standorte und Arbeitsplätze in Deutschland akzeptieren. Die deutschen Arbeitnehmervertreter setzen angesichts der Zusagen immer deutlicher auf eine Kooperation mit dem französischen Konzern.

 

 

Regierungssprecher Steffen Seibert teilte am Dienstag in Berlin nach einem Telefonat von Merkel und Tavares mit, der PSA-Chef habe betont, dass beide Unternehmen sich einander gut ergänzten. Dabei habe Tavares bekräftigt, «dass PSA die Eigenständigkeit von Opel im Konzernverbund erhalten und die Standort-, Investitions- und Beschäftigungsgarantien übernehmen werde». Opel-Chef Karl Thomas Neumann schrieb auf Twitter: «Gut, dass PSA jetzt die Zusage bekräftigt hat, existierende Vereinbarungen einzuhalten.»

 

PSA teilte auf Anfrage in Paris mit, Tavares und Merkel hätten eine «fruchtbare Diskussion» gehabt. Tavares habe die Strategie erklärt, den Weg zu ebnen für einen «europäischen Champion» mit fünf Marken, die jeweils stark in ihren Heimatmärkten verankert seien. Der Dialog solle mit allen Beteiligten fortgesetzt werden, gemäß den bestehenden Abmachungen in den europäischen Ländern.

 

Opel-Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug sagte, die Zusage von PSA gelte für Tarifverträge, Betriebsvereinbarungen, Beschäftigungszusagen und Standortgarantien. Man sei auf dieser Grundlage bereit, in vertrauensvollen Gesprächen die Chancen eines möglichen Zusammenschlusses weiter auszuloten. Er hatte am Montag gemeinsam mit IG-Metall-Chef Jörg Hofmann PSA-Chef Tavares und Personalvorstand Xavier Chéreau getroffen.

 

Die rund 19 000 deutschen Opel-Beschäftigten sind laut IG Metall noch bis Ende 2018 vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt. Zudem hat sich die Noch-Mutter General Motors bis ins Jahr 2020 tarifvertraglich zu Investitionen und Produktion in den drei deutschen Opel-Werken Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach verpflichtet. Seit einer Woche ist bekannt, dass der US-Konzern mit PSA weit fortgeschrittene Verkaufsgespräche über seine defizitäre Europatochter führt, bei der rund 38 200 Menschen beschäftigt sind.

 

Tavares habe «glaubhaft vermittelt, dass er an einer nachhaltigen Entwicklung für Opel/Vauxhall als eigenständiges Unternehmen interessiert ist», erklärte Schäfer-Klug. «Die gemachten Zusagen zur Zusammenarbeit mit der IG Metall und zur Einhaltung bestehender Tarifverträge sind aus unserer Sicht ein wichtiges Signal», erklärte der Bezirksleiter der IG Metall, Jörg Köhlinger. «Auf dieser Basis besteht die Chance, in einem konstruktiven Prozess verbindliche vertragliche Regelungen im Sinne der Beschäftigten zu schaffen.»

 

Tavares selbst verwies auf den konstruktiven Dialog des Unternehmens mit Gewerkschaften in Frankreich. «Das Ziel des PSA-Konzerns ist es, die Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmervertretern und das gute Verhältnis zu ihnen zu einem klaren Wettbewerbsvorteil zum Wohle des Unternehmens zu machen», ließ sich der Portugiese zitieren.

 

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) begrüßte die Erklärung von PSA. Sie sagte am Dienstag nach einem Treffen mit ihrer französischen Amtskollegin Myriam El Khomri in Berlin: «Die Kooperation auf einer deutsch-französischen Basis kann wirklich ein Champion-Unternehmen hervorbringen.»

 

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sieht in dem Zusammenschluss einen Chance, einen zukunftsfähigen europäischen Autokonzern zu errichten. «Es kommt jetzt auf die Ausgestaltung der Vereinbarungen an. Mit dem Stammwerk in Rüsselsheim und seinem Entwicklungszentrum kann eine gute gemeinsame Zukunft entstehen, bei der sich Opel und PSA auf Augenhöhe begegnen sollten», sagte er in Wiesbaden. Wichtig sei der Erhalt der traditionsreichen Marke Opel, der Standorte mit den Arbeitsplätzen und eine gute Zukunftsperspektive auch nach 2020.

 

Branchenexperten hatten bereits darauf verwiesen, die Frage sei, was bei Opel im Falle einer Übernahme durch PSA nach dem Auslaufen von Garantien passiere. Ein Stellenabbau sei für Tavares der einzige wirksame Kostenhebel, hatte der Chef des CAR-Center an der Universität Duisburg-Essen, Ferdinand Dudenhöffer, gesagt. Daran änderten auch die Beschäftigungsgarantie bis Ende 2018 und die Investitionszusagen für die deutschen Werke bis 2020 nichts. «2018 kann es mit den Abfindungen losgehen.»

 

Unterdessen wurde bekannt, dass PSA auch in Asien auf Expansionskurs ist. Man sei am Hersteller Proton in Malaysia interessiert, sagte ein Unternehmenssprecher der Deutschen Presse-Agentur in Paris. Zuvor hatte die Wirtschaftszeitung «Les Echos» darüber berichtet. Mit schnellen Entscheidungen sei aber nicht zu rechnen. Laut Zeitung ist auch der chinesische Volvo-Eigner Geely an Proton interessiert. (DPA)