Um Baden-Württembergs Handelsbranche steht es laut Einschätzung einer Bank nicht zum besten. Die Investitionsbereitschaft in der Branche sei aufgrund des schwierigen Wettbewerbumfeldes zurückgegangen, sagte Guy Selbherr, Vorstand von Baden-Württembergs Bürgschaftsbank, am Montag in Stuttgart. «Viele Betriebe werden liquidiert, sie finden keinen Nachfolger - weil es sich einfach nicht mehr rechnet, weil keiner mehr bereit ist, Geld in die Hand zu nehmen.»
Die Bürgschaftsbank ist eine Selbsthilfeorganisation der Wirtschaft, die über Rückbürgschaften und Rückgarantien vom Land gestützt wird. Über ihr Schwesterinstitut, die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg (MBG), werden Firmen zudem direkt mit Kapital versorgt - pro Firma nicht mehr als eine Million Euro. Die Zahlen der Bank gelten als Indikator für die Situation in den Branchen. Die Faustregel: Geht es einem Wirtschaftszweig gut, werden bei der Bank viele Hilfen beantragt, etwa um Firmen zu übernehmen oder damit Firmen mit frischem Kapital expandieren können.
In der Handelsbranche aber geht es laut Zahlen der Bank nach unten: 2013 hatte das Institut eigenen Angaben zufolge noch mehr als 550 Handelsfirmen unterstützt, 2016 waren es nur noch 373 - ein Minus von einem Drittel. Bei den geförderten Gründungen und Übernahmen geht es ebenfalls nach unten: 2015 waren es noch 235, 2016 nur noch 182. Es mangele häufig an optimistischen Zukunftsaussichten in der Branche, so Selbherr.
Die Handelsbranche ist im Strukturwandel, die Online-Konkurrenz setzt den stationären Geschäften zu. Selbherr bestätigte den Trend hin zum Internetvertrieb. Firmen, die hier tätig würden, fänden aber ein schwieriges Umfeld vor. Insgesamt seien die Zahlen der Bank «ein Abbild der schwierigen strukturellen Lage in den Handelsunternehmen», sagte Selbherr.
Alle Hilfsmittel der Bürgschaftsbank und von MBG zusammengenommen lag das Volumen für die Handelsbranche 2016 den Angaben zufolge bei rund 110 Millionen Euro. Am stärksten gestützt wurden die Industrie (rund 220 Millionen Euro).
Insgesamt bleibt die Nachfrage vom Südwest-Mittelstand nach Hilfen der beiden Institute hoch. Zwar sank die Zahl aller unterstützten Firmen 2016 um knapp 100 auf 2172, zugleich stieg aber das Volumen um zwei Prozent auf 526,8 Millionen Euro. Grund für den Anstieg: Durch die gute Konjunktur wurden Firmenübernahmen, die begleitet wurden, teurer.
Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut sieht die Bürgschaftsbank und die MBG als wichtige Unterstützung für innovative mittelständische Unternehmen. «Wir wollen Gründerland werden, hier haben wir noch einigen Nachholbedarf», sagte die CDU-Politikerin. (DPA/LSW)