Ein Schweizer Atomkraftwerk an der Grenze zu Baden-Württemberg ist nach einer technischen Fehlfunktion vom Netz genommen worden. Das Problem sei in der Nacht zum Samstag in der Abgasanlage im nicht-nuklearen Bereich aufgetreten, teilte der Betreiber des AKW Leibstadt mit. Das Werk war erst Freitagabend nach einem halbjährigen Stillstand wegen oxidierter Brennstäbe wieder ans Netz gegangen. Bei der Inbetriebnahme wurden Funktionstests unternommen, um den Reaktor wieder hochzufahren, wie es in der Mitteilung hieß.
Die Abgasanlage habe aber nicht ordnungsgemäß funktioniert. «Gemäß Prozessanweisung wurde in der Folge die Anlage manuell abgeschaltet und geordnet heruntergefahren», teilten die Betreiber mit. Das Werk soll voraussichtlich am Montag wieder hochgefahren werden.
Das deutsche Bundesumweltministerium hatte den Betreibern bereits vor einem Jahr Sicherheitsmängel vorgeworfen und forderte Nachbesserungen am AKW an der deutsch-schweizerischen Grenze am Hochrhein. Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Rita Schwarzelühr-Sutter, sagte am Samstag: «Es ist bedauerlich, dass das Kraftwerk wieder angefahren werden darf, obwohl die Ursachen für die Schäden an den Hüllrohren nicht restlos aufgeklärt zu sein scheinen.» Die Entscheidung obliege jedoch der Schweizer Aufsichtsbehörde (ENSI).
Das Bundesumweltministerium hat die Schweizer Behörde bereits vor dem Wiederanfahren auf Fachebene um ein Gespräch und einen Austausch gebeten. «Wir möchten natürlich die technischen Hintergründe, die zur Entscheidung für ein Wiederanfahren geführt haben, verstehen und nachvollziehen können», sagt Schwarzelühr-Sutter.
Das Atomkraftwerk ist nur knapp zwei Kilometer Luftlinie vom deutschen Ort Waldshut-Tiengen in Baden-Württemberg entfernt. Der Reaktor ist seit 1984 am Netz. (DPA)