IG-Metall-Landeschef Roman Zitzelsberger will trotz der jüngsten Auseinandersetzung über Arbeitszeiten mit den Arbeitgebern im Gespräch bleiben. «Wir werden mit Sicherheit im Laufe des Jahres auch den Austausch suchen», sagte Zitzelsberger am Donnerstag in Stuttgart. Konkret sei aber noch nichts geplant. Die IG Metall hatte Anfang Januar ein Stimmungsbarometer aus einer Befragung von 200 Betriebsräten und Vertrauensleuten in Südwest-Firmen veröffentlicht.
Danach sehen diese in zwei Dritteln der Metaller-Firmen immer wieder Verstöße gegen die gesetzliche Ruhezeit von elf Stunden. Südwestmetall-Chef Stefan Wolf hatte die Befragung kritisiert. Mit subjektiven Eindrücken werde Stimmung gemacht und Betrieben unterstellt, dass sie rechtswidrig handeln.
Tatsächlich will die IG Metall das Thema Arbeitszeit auch in der nächsten Tarifrunde aufgreifen. Die Gewerkschaft hat dazu gerade erst eine bundesweite Beschäftigtenbefragung in 6000 Betrieben gestartet. Die Ergebnisse fließen in Forderungen für die Bundestagswahl ein, sollen aber auch als Orientierung für eine mögliche Forderung in der Ende 2017 startenden Tarifrunde dienen.
Bisherige Flexibilitäts-Regelungen seien stark an den Bedürfnissen der Unternehmen ausgerichtet, sagte Zitzelsberger. Künftig müsse es darum gehen, Freiräume für Beschäftigte zu schaffen. «Das können zum Beispiel Belastungsausgleiche für Schichtarbeiter sein, Ansprüche auf kürzere Arbeitszeiten für Beschäftigte in bestimmten Lebensphasen oder Regeln für mobiles Arbeiten.»
In einer weiteren Studie will die Gewerkschaft die Auswirkung der Elektromobilität auf die Branche untersuchen. Es gebe eine gewisse Tendenz, dieses Neugeschäft außerhalb der Tarifbindung zu gründen, sagte Zitzelsberger. Die IG Metall werde sich aber in den betreffenden Betrieben für Mitbestimmung und auch für Tarifbindung einsetzen. Ob unterm Strich Beschäftigung durch Elektromobilität ab- oder aufgebaut werde, sei derzeit schwer vorherzusagen.
Sorgen bereiten Zitzelsberger auch die protektionistischen Andeutungen von US-Präsident Donald Trump in Richtung deutsche Autoindustrie und die Debatte um die Abgaswerte. Von der Landespolitik erhoffe er sich in Sachen Abgas ein Versachlichung der Diskussion.
Dabei hat die Gewerkschaft im Südwesten an Macht gewonnen. Ende 2016 zählte die Gewerkschaft 434 002 Mitglieder im Südwesten, wie Landesbezirksleiter Roman Zitzelsberger am Donnerstag in Stuttgart sagte. Das entspreche einem Plus von 2962. Die Mitgliederzahl ist damit seit 2011 nach der Wirtschafts- und Finanzkrise stetig gestiegen.
Die Metallgewerkschaft hatte im vergangenen Jahr mehr Betriebe in die Tarifbindung gebracht. 44 Unternehmen schlossen sich laut Zitztelsberger Tarifverträgen an. Dadurch erhöhte sich auch die Zahl der Mitglieder, die in Betrieben arbeiten um fast 1500 auf 311 271, die übrigen sind Rentner, Arbeitslose und Studierende. «Da werden wir weiter am Ball bleiben», sagte Zitzelsberger.
Damit entwickelte sich die Mitgliederzahl im Südwesten stärker als in ganz Deutschland. Bundesweit gab es 2016 mehr als 100 000 Neuzugänge, doch vor allem wegen Todesfällen blieb die Gesamtzahl fast unverändert bei 2,274 Millionen. (DPA)