Wer keine größere Summe auf seinem Festgeldkonto hat, keinen Kredit abstottern will und ein Auto braucht, besorgt sich oft einen Gebrauchten. Das ist erheblich billiger, aber die Interessenten stellen derzeit fest: Die Preise haben kräftig angezogen. Der nun vorgestellte DAT-Report belegt, dass das Angebot wächst, aber auch die Zahl der Suchenden. So haben Verkäufer derzeit gute Chancen, einen ordentlichen Preis zu erzielen. Der Trend verläuft parallel zu dem Neuwagen, für die die Kunden ebenfalls mehr ausgeben.
Die Marktbeobachter der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) geben einmal im Jahr einen Überblick über den deutschen Gebrauchtwagenmarkt. Gemessen an der Zahl der Kaufverträge ist dieser doppelt so groß wie der Neuwagenmarkt: Im vergangenen Jahr standen 3,35 Millionen Neuwagen 7,4 Millionen Besitzerwechseln von Altfahrzeugen gegenüber.
Der Gesamtumsatz mit gebrauchten Pkw stieg nach der DAT-Studie im Vorjahresvergleich um 9 Prozent auf 84,6 Milliarden Euro. Das lag zum größeren Teil an den Preisen, die um knapp 8 Prozent auf den Durchschnittswert von 11 430 Euro nach oben schnellten. Einen kleinen Beitrag lieferte die um ein Prozent gewachsene Zahl an Gebrauchtwagenkäufern. Diese ist seit 2010 fast in jedem Jahr gewachsen, bis 2016 um insgesamt rund eine Million. Im selben Zeitraum wuchs der Neuwagenmarkt nur um 400 000 Exemplare.
Dass das Angebot an gebrauchten Autos dem Neuwagenmarkt folgt, ist logisch: Denn in den meisten Fälle kaufen Privatkunden und Firmen ein neues Auto, um ein älteres zu ersetzen. Dieses kommt dann auf den Markt für Gebrauchtwagen, sofern es nicht schrottreif ist.
Das zeigen auch die Antworten auf Frage nach den Gründen für den Kauf eines fabrikneuen Autos. Von rund 1300 im DAT-Auftrag befragten Neuwagenkäufern gaben lediglich 6 Prozent an, vorher kein Fahrzeuge besessen zu haben. Nur 4 Prozent benötigten nach einem Unfallschaden ein neues Auto.
Für den Verband der Automobilindustrie (VDA) ist es ein gutes Zeichen, dass die Neuwagenkäufer 2016 bereit waren, im Schnitt gut 1000 Euro oder 3,7 Prozent mehr auszugeben als im Vorjahr, jetzt sind es 29 650 Euro. «Die Leute wollen ein sparsames und effizientes Auto, aber keine rollende Verzichtserklärung», sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann mit Blick auf die Studie. Der Anteil der Privatleute bei den Neuzulassungen sei gestiegen - wenn auch nur leicht um 0,8 Punkte auf 35 Prozent - und auch die jährliche Strecke pro Auto. Zuverlässigkeit und Design seien den Autofahrern wichtiger als der Anschaffungspreis.
Auffällig ist, dass der Privatmarkt für Gebrauchte seit 13 Jahren immer weiter schrumpft. Nach der DAT-Studie wird jetzt nur noch ein Drittel (32 Prozent) der Fahrzeuge von Privatperson an Privatperson verkauft. Es war einmal mehr als die Hälfte. «Das ist ein positives Signal für den Handel», sagte dazu DAT-Sprecher Martin Endlein. «Die Händler verkaufen die besseren Autos.»
Unter den Käufern eines Gebrauchten war die Motivation ganz unterschiedlich. Von den ebenfalls etwa 1300 Befragten gaben 25 Prozent an, sie hätten einfach «Lust auf ein neues Fahrzeug» gehabt. 24 Prozent wollten ein Ersatzfahrzeug, weil ihr bisheriger Pkw zu hohe Reparaturkosten verursacht habe. 18 Prozent waren erstmalige Erwerber eines Autos, 17 Prozent sprachen von einem Spontankauf und 14 Prozent suchten ein zuverlässigeres Fahrzeug. Mehr als eine Antwort waren hier erlaubt.
Die verschiedenen Kundengruppen blieben sich ziemlich treu: 67 Prozent der ehemaligen Neuwagenkäufer haben sich wieder für einen Neuwagen entschieden. 83 Prozent der ehemaligen Gebrauchtwagenkäufer sind erneut auf dem Gebrauchtwagenmarkt fündig geworden. (DPA/TMN)