Magnesiumtabletten, Zinkpräparate, Kieselerde: Nahrungsergänzungsmittel gibt es viele. Wer sie nimmt, will seinem Körper damit etwas Gutes tun - zum Beispiel das Immunsystem stärken, das Hautbild verbessern oder nach dem Sport rascher regenerieren. Doch wofür sind welche Präparate sinnvoll? Wirken sie überhaupt wie gewünscht? Und wo liegen Risiken? Darüber können sich Verbraucher nun auf dem Online-Portal www.klartext-nahrungsergaenzung.de informieren.
Die neue Informationsplattform wurde vom Verbraucherzentrale Bundesverband auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin (Besuchertage: 20. bis 29. Januar) vorgestellt.
Die neue Website erklärt zum Beispiel, für welche Zwecke es verschiedene Nahrungsergänzungsmittel gibt - und hinterfragt auch kritisch deren Wirkung und Notwendigkeit. Die Online-Plattform klärt über gesundheitliche Risiken auf - etwa dass manche der Mittel die Wirksamkeit von Medikamenten beeinflussen können. Das Portal bietet Nutzern auch die Möglichkeit, Fragen an die Verbraucherschützer zu schicken oder Beschwerden über bestimmte Produkte einzureichen.
Die Präparate versprechen Energie und Vitalität. Dabei mangelt es den meisten Menschen hierzulande aus Expertensicht gar nicht an Magnesium, Kalzium oder Vitaminen. Verbraucherschützer monieren, dass viele Nahrungsergänzungsmittel bedenklich zusammengesetzt seien - und fordern, der Staat müsse die Angebote endlich genau prüfen und kontrollieren.
Was sind eigentlich Nahrungsergänzungsmittel?
Die Kapseln, Dragées und Brausetabletten bildeten einen Graubereich zwischen Nahrungsmitteln und Medikamenten, erläutert der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller. Dabei gelten sie rechtlich als Lebensmittel und müssen zwar registriert, aber nicht wie Arzneimittel amtlich zugelassen werden. Auf den Packungen muss «Nahrungsergänzungsmittel» stehen und eine Empfehlung fürs Einnehmen - samt Warnung, sie nicht zu überschreiten. Viele Produkte kombinieren Stoffe, etwa Magnesium plus Vitamin E. Teils gebe es aber einen wahren Informationsdschungel, kritisiert Angela Clausen von der Verbraucherzentrale NRW. Was solle man davon halten, wenn ein Produkt 3000 Prozent einer empfohlenen Tagesmenge Vitamin B 12 in sich habe?
Wo ist das Problem?
«Nahrungsergänzungsmittel sind für große Teile der Bevölkerung nicht notwendig», sagt Helmut Heseker, Ernährungswissenschaftler an der Uni Paderborn. Zwar seien Vitamin-D-Tabletten für Babys oder Folsäure für werdende Mütter sinnvoll. Doch sonst gebe es frisches Obst und Gemüse längst im ganzen Jahr, Fleisch habe dank angereicherten Tierfutters einen höheren Vitamingehalt. Und überhaupt steige das Bewusstsein für gesündere Ernährung. Da sei es wahrscheinlicher, vom Blitz getroffen zu werden, als eine Vitaminmangelkrankheit wie Skorbut zu bekommen.
Worum geht es den Verbraucherzentralen?
Für Nahrungsergänzungsmittel sollten gesetzliche Höchstwerte für die Inhaltsstoffe und eine generelle Zulassungspflicht her, fordert Verbraucherschützer Müller. Das Motto «viel hilft viel» lassen Experten hier nicht gelten. Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt zum Beispiel bei Magnesium, nicht mehr als 250 Milligramm pro Tag einzunehmen und das am besten auf zwei Portionen verteilt. In einer Stichprobe fanden die Verbraucherzentralen gemessen daran aber bei 27 von 42 untersuchten Präparaten Überdosierungen - ab bestimmten Mengen kann das zu Durchfall oder Erbrechen führen. Im Internet lockt zudem auf vielen Packungen auch unzulässige Werbung mit angeblichen Gesundheits-Versprechen, wie die Verbraucherzentralen beanstanden.
Wie reagieren die Hersteller?
Die Lebensmittelwirtschaft warnt vor einer pauschalen Verunglimpfung von Nahrungsergänzungsmitteln. In Geschäften, Apotheken und online gebe es ein vielfältiges Angebot sicherer und hochwertiger Produkte, heißt es beim Branchenverband BLL. Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe seien aber zu unterstützen, jedoch auf europäischer Ebene und nicht im nationalen Alleingang. Von einer Zulassungspflicht wie für Arznei will BLL-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff aber nichts wissen. Denn die Produkte unterlägen ja hohen Anforderungen an Sicherheit und Kennzeichnung wie alle anderen Lebensmittel auch. (DPA/TMN)