DHB-Auswahl wahrt weiße Weste - 31:25 gegen Weißrussland

Uwe Gensheimer (l), Jannik Kohlbacher und Co. setzte sich gegen Weißrussland durch. Foto: Marijan Murat
Uwe Gensheimer (l), Jannik Kohlbacher und Co. setzte sich gegen Weißrussland durch. Foto: Marijan Murat

Dagur Sigurdsson stand mit versteinertem Blick an der Seitenlinie und beobachtete, wie sich seine Bad Boys nach dem mühevollen 31:25 (16:16)-Arbeitssieg gegen Weißrussland von den Fans feiern ließen.

Mit einer weißen Weste und WM-Joker Holger Glandorf gehen die deutschen Handballer ins Gruppenfinale gegen Kroatien, wo sich der Europameister an diesem Freitag aber erheblich steigern muss. «Das wird ein richtiges Brett», prophezeite der zum «Man of the Match» gekürte Rückraumschütze Julius Kühn.

 

Erst dank einer deutlichen Steigerung in der zweiten Halbzeit bestand der Europameister am Mittwoch in Rouen den Härtetest gegen die Weißrussen. «Unsere erste Halbzeit war nicht gut genug. Wir waren immer einen Schritt zu spät. Uns fehlte es an Aggressivität, ganz besonders in der Abwehr», grantelte Sigurdsson.

 

Dennoch sieht er sein Team, in dem Uwe Gensheimer mit acht Toren und Steffen Fäth (6) die besten Werfer waren, für den weiteren Turnierverlauf gewappnet: «Alles in allem sind wir sehr zufrieden mit dem Sieg und bereiten uns jetzt auf Kroatien vor. Das wird ein hartes Spiel, aber wir sind bereit dafür.»

 

Vor der Partie zog Sigurdsson sein WM-Ass aus dem Ärmel und nominierte Glandorf wie erwartet für die Titelkämpfe nach. Schon gegen den EM-Dritten wird das Rückraum-Ass vom Bundesliga-Spitzenreiter SG Flensburg-Handewitt die Bad Boys verstärken. «Wir sind mit nur einem Linkshänder hergekommen. Um die richtige Balance im Team zu halten ist es wichtig, einen weiteren zu haben. Den bekommen wir jetzt», begründete der Bundestrainer seinen Schachzug.

 

«Ich freue mich auf die Spiele und werde Vollgas geben», sagte Glandorf vor seiner Abreise dem ARD-Hörfunk. «Natürlich ist es eine besondere Ehre, bei einer Weltmeisterschaft noch einmal für Deutschland zu spielen.»

 

Wenn das Comeback des 33-Jährigen mit der ersten deutschen WM-Medaille seit dem Weltmeistertitel 2007 gekrönt werden soll, darf sich die DHB-Auswahl im weiteren Turnierverlauf jedoch nicht solche Schwächen wie in der ersten Halbzeit leisten. «Da hat uns ein wenig die Spannung gefehlt», räumte Rückraumspieler Kai Häfner ein.

 

Obwohl Paul Drux nach seiner Verletzungspause im rechten Rückraum zurückkehrte und auch Andreas Wolff trotz einer Po-Prellung aus dem Spiel gegen Saudi-Arabien im Tor ran konnte, lief in den ersten 30 Minuten einiges schief.

 

Dabei ging es gut los: Patrick Groetzki traf zum 1:0 - es war das 4000. deutsche WM-Tor der Geschichte. Doch schnell wurde klar, dass die DHB-Auswahl an diesem Tag kein leichtes Spiel haben würde. In der zuvor nur von Ungarn geforderten Abwehr stimmte die Abstimmung oft nicht, dahinter war EM-Held Wolff nicht der erhoffte Rückhalt.

 

«Wir hatten anfangs Probleme, aber natürlich auch im Hinterkopf, dass das Kroatien-Spiel das wichtigste ist», sagte Wolff. Der Kieler musste seinen Platz zwischen den Pfosten noch in der ersten Halbzeit für Silvio Heinevetter räumen.

 

Sigurdsson, der die Auftritte gegen Chile und Saudi-Arabien weitgehend emotionslos verfolgt hatte, trieb seine Schützlinge an der Seitenlinie immer wieder lautstark an. Bis zur Pause konnte sich das deutsche Team aber nicht absetzen und ging erstmals bei dieser WM ohne eine Führung in die Kabine.

 

Nach dem Wechsel startete der Europameister konzentrierter. In der Deckung wurde nun energischer zugepackt und vorne kaum eine Chance liegen gelassen. Beim 21:17 (35.), der ersten Vier-Tore-Führung, ballte Sigurdsson als Zeichen der Zufriedenheit die Faust. Selbst eine doppelte Unterzahl konnte die DHB-Auswahl nun nicht mehr aufhalten, so dass am Ende noch ein sicherer Sieg heraussprang. (DPA)