An einem Tischende malt der Kleinste. Der Große sitzt mit dem Notebook in der Mitte, und die Mutter deckt unten ein: Große Esstische sind der Lebensmittelpunkt vieler Familien. Neu ist jedoch, dass die Möbeldesigner seit einigen Jahren die einstigen Sonderanfertigungen in den Fokus nehmen. Diese Entwicklung setzt sich auf der Internationalen Möbelmesse IMM Cologne 2017 in Köln (Publikumstage: 20. bis 22. Januar) fort - kaum ein Hersteller von Tischen kommt ohne Tafel im Programm aus, und die Palette wird ergänzt.
Das Besondere: Die mächtigen Riesen sind so flexibel, dass sie sich Wohnsituationen anpassen.
Warum so mancher Designer sich gerade derzeit diesem Möbelstück annimmt, erklärt Jorre van Ast, dessen neuer Eichen-Tisch namens Trestle Table von Arco auf der IMM präsentiert wird. «Die Art, wie wir leben, und damit auch die Orte, an denen wir leben, verändern sich», erklärt der Designer. «Traditionell haben die meisten Häuser eine Küche mit einem kleinen Küchentisch, ein Esszimmer mit einem Esstisch und ein Wohnzimmer oft mit einem Sofa und einem Couchtisch.» Aber nun öffnen sich die Grundrisse - die Wohnräume haben weniger Wände. Gerade Küche und Esszimmer verschmelzen nahtlos miteinander, erklärt van Ast. «Im Mittelpunkt steht hier ein Gemeinschaftstisch in zentraler Lage.»
Das Unternehmen Thonet bezeichnet seinen neuen 2,50 Meter langen Tisch für bis zu zehn Personen namens S 1091 als eine «Kommunikationsplattform». Der Designer Randolf Schott erklärt die Vorzüge so einer Tafel: «Dort sitzt man sich gegenüber - vis-a-vis, und nicht über Eck. Die Kommunikation ist gleichwertiger und fokussierter, da man sich direkt in die Augen schauen kann.»
Für den IMM-Sprecher Markus Majerus ist der lange Esstisch auch eine Option: Statt ins Restaurant zu gehen, holt man sich die Freunde und Gäste ins Haus. «Es entsteht eine Community im Haus», sagt Majerus. Man isst nicht nur gemeinsam, man kocht auch gemeinsam. Daher werden viele Tafeln auch schon mit den Küchenmöbeln verbunden. «Die Tische sind Teil der Arbeitsplatte.»
Die Hersteller arbeiten auch an der Bequemlichkeit der Tische: Der Trestle Table von Arco, den es mit bis zu 3,60 Meter Länge gibt, steht statt auf den üblichen außen positionierten Beinen auf zwei Tischböcken zentral unter der Platte. So hat man mehr Platz für die Beine. Von Thonets Tisch S 1091 gibt es auch ein Modell S 1092 mit einer Fußablage, die eine rückenschonende Sitzhaltung fördern soll.
Außerdem sollen die Tische trotz ihrer Größe flexibel sein, Ercols Modell Ponte lässt sich beispielsweise von 2,20 auf 3 Meter verlängern. Team 7 präsentiert mit dem Modell yps von Jacob Strobel einen Auszugtisch, der entweder um zwei Sitzplätze wachsen kann oder eine Bestecklade erhält. Viele Modelle sind auch höhenverstellbar.
Und sie sollen mobil sein. Horgenglarus legte zum Beispiel kürzlich einen Entwurf aus dem Jahr 1953 erneut auf: den Ateliertisch von Hans Bellmann. «Der Tisch sollte äußerst einfach zerlegbar sein», erläutert die Firma die Idee. «Umzüge, bei denen der Tisch demontiert und wieder zusammengebaut werden muss, verkraftet er bestens.»
Günstig sind diese großen Modelle oft nicht. «Aber ich suche mir nicht fünf kleine aus, sondern ganz bewusst einen großen», erklärt sich Gabriela Kaiser, Trendanalystin aus Landsberg am Lech, den Verkaufserfolg solcher Tafeln.
Service:
Für die Öffentlichkeit ist die IMM Cologne vom 20. bis 22. Januar, jeweils von 9.00 bis 18.00 Uhr beziehungsweise am Sonntag von 9.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Vom 16. bis 19. Januar haben nur Fachbesucher Zutritt.
Im Rahmen der IMM findet in diesem Jahr auch die Trendschau Living Kitchen für Küchen, Elektrogeräte und Kochzubehör statt. (DPA/TMN)