Vom Acker bis zum Supermarkt bestimmen immer weniger Konzerne den weltweiten Markt mit Lebensmitteln. Umwelt- und Entwicklungsorganisationen warnten in Berlin vor einer enormen Machtkonzentration zum Nachteil nicht nur von Landwirten, sondern auch von Verbrauchern. So kontrollierten lediglich vier Großkonzerne rund 70 Prozent des Welthandels mit Agrarrohstoffen. Stimmten Kartellbehörden zu, würden drei Konzerne mehr als 60 Prozent des globalen Markts für Saatgut und Pestizide bestimmen, hieß es.
Das nehme den Verbrauchern die Freiheit, qualitativ hochwertige Lebensmittel auszuwählen, kritisierten die Herausgeber des «Konzernatlas 2017»: «Die Vielfalt im Supermarktregal wird uns nur vorgegaukelt.» Kleinere Bauern müssten befürchten, zwischen den Saatgut- und Landmaschinenherstellern auf der einen Seite und Handelsriesen auf der anderen Seite zerrieben zu werden.
Die Ernährungsindustrie wies die Vorwürfe zurück. Der Konzernatlas sei voller «verkürzter Behauptungen oder falscher Unterstellungen» gegen die Branche und einzelne Unternehmen, kritisierte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands, Christoph Minhoff. Die deutsche Ernährungsindustrie werde nicht nur von einem harten Wettbewerb, sondern auch einer beispielhaften mittelständischen Struktur geprägt. So hätten die zehn größten Unternehmen nur einen Umsatzanteil von 16 Prozent.
Der Bauernverband erklärte, die Konzentration im Lebensmittelbereich könne durchaus Abhängigkeiten schaffen. Oft - wie beispielsweise bei Milch - gäben Händler nicht an die Bauern weiter, was sie erzielen konnten. Dies war in der jüngsten Milchpreis-Krise scharf kritisiert worden. Der Bauernverband fordert deshalb ein schärferes Kartellrecht. Weitere Fusionen bei den vier größten deutschen Lebensmittel-Einzelhandelsketten müssten untersagt werden. Fusionspläne internationaler Saatgut- und Düngemittelkonzerne müssten von der EU genau geprüft werden. (DPA)