Stickoxid-Ausstoß vieler Diesel-Pkw höher als bei Lastwagen

Viele Diesel-Pkw blasen laut einer Studie des Forscherverbunds ICCT mehr giftige Stickoxide aus dem Auspuff als neue Lastwagen oder Busse. Foto: Hendrik Schmidt/Symbolbild
Viele Diesel-Pkw blasen laut einer Studie des Forscherverbunds ICCT mehr giftige Stickoxide aus dem Auspuff als neue Lastwagen oder Busse. Foto: Hendrik Schmidt/Symbolbild

Selbst in der modernsten Schadstoffklasse Euro 6 blasen viele Diesel-Pkw laut einer Analyse des Forscherverbunds ICCT mehr giftige Stickoxide (NOx) aus dem Auspuff als neue Lastwagen oder Busse. Wie die Umweltwissenschaftler berichteten, ergaben Daten des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) sowie aus Finnland im Schnitt für Euro-6-Personenwagen mit Dieselmotor im realen Straßenbetrieb einen NOx-Ausstoß von 500 Milligramm pro gefahrenen Kilometer. Bei Nutzfahrzeugen waren es demgegenüber nur 210 Milligramm je Kilometer.

 

Der ICCT, der den Abgas-Skandal bei VW mit aufgedeckt hatte, sieht in den Ergebnissen einen weiteren Beleg dafür, dass Abgastests im Labor rasch durch Messungen im echten Verkehr ergänzt werden müssen. Solche RDE-Tests («Real Driving Emissions») sollen in der EU ab September auch schrittweise kommen. Für den CO2-Ausstoß und Verbrauch ist das sogenannte WLTP-Verfahren mit realistischeren Bedingungen geplant.

 

Die Forscher betonten, dass bei einer besseren Vergleichbarkeit der Daten zwischen Pkw und Nutzfahrzeugen - mit Einschluss der höheren Lastanforderungen für Lkw und Busse - sogar noch größere Abweichungen entstünden. Dann lägen die NOx-Emissionen der betrachteten Diesel-Pkw «sogar um einen Faktor 10 höher als die vergleichbaren Werte für Nutzfahrzeuge», sagte ICCT-Studienautorin Rachel Muncrief. Bei Lastern und Bussen seien bereits seit 2013 mobile Messgeräte Pflicht - daher die gegenüber den oft präparierten Labor-Pkw besseren Daten.

 

ICCT-Europa-Chef Peter Mock kritisierte, dass manche Autobauer auch beim RDE-Verfahren weiter vorbereitete Prototypen einsetzen wollten. «Besser wäre es, stattdessen normale Serienfahrzeuge aus Kundenhand zu vermessen und stichprobenartige Nachkontrollen einzuführen.» Die EU-Kommission wolle auf den Vorschlag eingehen. Im November hatte der ICCT zudem drastische Abweichungen zwischen offiziellen Katalog- und tatsächlichen Straßenwerten beim CO2-Ausstoß vieler Autos gemeldet.

 

Die Fachzeitschrift «auto motor und sport» berichtete unterdessen von neuen eigenen Stickoxid-Messungen, die teils erhebliche Differenzen im echten Fahrbetrieb zeigen. Dabei habe zum Beispiel das Renault-Diesel-Modell Captur dCi 110 mit mehr als 1300 Milligramm NOx pro Kilometer um das 16,7-fache über dem zulässigen Laborgrenzwert nach Euro-6-Norm gelegen. Erlaubt sind 80 Milligramm je Kilometer. (DPA)