Flüchtlings-Obergrenze: Union weiter ohne Kompromiss

Der bayerische Ministerpräsident macht die Obergrenze zur Bedingung für eine Koalitionsbeteiligung im Falle eines Sieges bei der Bundestagswahl im Herbst. Foto: Tobias Hase
Der bayerische Ministerpräsident macht die Obergrenze zur Bedingung für eine Koalitionsbeteiligung im Falle eines Sieges bei der Bundestagswahl im Herbst. Foto: Tobias Hase

Im Streit zwischen CDU und CSU um eine Obergrenze für Flüchtlinge ist weiter keine Lösung in Sicht. Nach Informationen der «Bild»-Zeitung lehnen sowohl CSU-Chef Horst Seehofer als auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) einen Kompromissvorschlag aus den eigenen Reihen ab. Die beiden Innenexperten Stephan Mayer (CSU) und Armin Schuster (CDU) hatten den beiden Parteivorsitzenden das Konzept eines «atmenden Deckels» vorgeschlagen.

In einem Brief regten sie schon vor Monaten an, die Kapazität zur Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland jedes Jahr neu zu berechnen und an die Zahl der Neuankömmlinge des Vorjahres zu koppeln. Eine feste Obergrenze sollte es nicht geben.

 

Laut «Bild» hat dieser Vorschlag jedoch keine Chance. Die Idee sei eine «Totgeburt», hieß es dem Bericht zufolge in Seehofers Umfeld. Die CSU bestehe auf einer starren Obergrenze, um den Wählern eine klare Perspektive zu bieten.

 

Merkel wiederum fürchte vor allem einen jährlich neuen, öffentlichen Poker um die Flüchtlingszahlen, den man gegen die AfD nur verlieren könne, berichtet das Blatt unter Berufung auf Kreise der CDU-Innenpolitiker.

 

Seehofer macht die Obergrenze mit einer maximalen Zuwanderungszahl von 200 000 Flüchtlingen pro Jahr zur Bedingung für eine Koalitionsbeteiligung im Falle eines Sieges bei der Bundestagswahl im Herbst. Merkel wiederum lehnt eine Obergrenze kategorisch ab. Zuletzt war auch aus den Reihen der Union der Druck auf die Parteichefs gewachsen, den Streit endlich zu beenden.

 

Zum Abschluss ihrer Klausurtagung im oberbayerischen Kloster Seeonerwarten die CSU-Bundestagsabgeordneten Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU). Auch mit ihm wollen sie über Sinn und Rechtmäßigkeit einer Obergrenze sprechen.

 

Österreich fordert inzwischen eine Flüchtlingsobergrenze für alle Länder der Europäischen Union. Das berichtet «Bild» (Freitag) unter Berufung auf ein Konzept von Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil.

 

«Es geht darum, die verfehlte europäische Asylpolitik zu beenden: Wir müssen uns alle eingestehen und ehrlich sagen, dass die Aufnahmekapazitäten in der EU begrenzt sind», sagte der SPÖ-Politiker dem Blatt. «Wir müssen die illegalen Einreisen unterbinden.» Im Gegenzug solle es nur noch ein geordnetes System der legalen Einreise für Asylberechtigte geben. Asylanträge sollten nur noch außerhalb der EU gestellt werden dürfen.

 

Die Regierung in Wien will das Konzept dem Bericht zufolge in Kürze in Brüssel einbringen. Es sehe explizit auch die Einführung von Flüchtlingsobergrenzen in jedem EU-Land vor. (DPA)