Eisenbichler verpasst Podest - Kraft bejubelt Auftaktsieg

Markus Eisenbichler ärgerte sich nur kurz nach seinem verpassten Podestplatz. Foto: Daniel Karmann
Markus Eisenbichler ärgerte sich nur kurz nach seinem verpassten Podestplatz. Foto: Daniel Karmann

Schon beim gemeinsamen Abendessen im Teamhotel war der Ärger über den verpassten Podestplatz zum Tournee-Auftakt bei Markus Eisenbichler vergessen.

«Der sechste Platz ist eigentlich sensationell. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so einen Auftakt hinlege», sagte er und richtete vor dem Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen am Sonntag eine Kampfansage an die Konkurrenz. «Jetzt heißt es weitermachen. Es ist noch nichts entschieden.»

 

 

Als der Österreicher Stefan Kraft im mit 25 500 Fans restlos gefüllten Hexenkessel von Oberstdorf ausgelassen seinen Auftaktsieg bei der 65. Vierschanzentournee bejubelte, standen die deutschen Skispringer um ihren neuen Frontmann und den abgehängten Weltmeister Severin Freund abseits des Trubels. In einem spannenden Wettbewerb fehlten Eisenbichler auf Rang sechs nur 3,1 Punkte zum erhofften Platz auf dem Podium.

 

«Die Weite hat nicht gefehlt, aber ich muss besser landen. Das ärgert mich extrem - aber nur fünf Minuten», sagte der 25 Jahre alte Bundespolizist aus dem bayerischen Siegsdorf. «Markus hat einen guten Wettkampf gemacht und ist weiter dabei. Es ist bitter, dass er über die Landung Plätze verloren hat. Die Jury hat das hart bestraft», sagte Bundestrainer Werner Schuster.

 

Weniger zufrieden konnte er mit den Ergebnissen der anderen DSV-Adler sein: Richard Freitag als 14. und Andreas Wellinger auf Rang 15 waren schon weit weg von der Spitze. «Wir sind nicht gerade grandios gestartet. Es sind zu viele Fehler passiert», kritisierte Schuster. «Markus hatte heute keine Unterstützung aus dem Team. Er war der Einzige in der Spitzengruppe. Von den anderen muss mehr kommen.»

 

Eisenbichler, der auf 135 und 133,5 Meter flog, fährt mit knapp 15 Punkten Rückstand auf Kraft nach Garmisch-Partenkirchen. Der Tournee-Triumphator von 2015 setzte sich mit Weiten von 139 und 134,5 Metern vor Doppel-Olympiasieger Kamil Stoch aus Polen durch, der auf 137 und 135 Meter kam. «Das ist unglaublich, einfach mega cool. Das ist einer meiner schönsten Tage», frohlockte Kraft.

 

Dritter wurde sein Landsmann Michael Hayböck, dahinter landete Mitfavorit Daniel André Tande aus Norwegen auf Rang vier. Topfavorit Domen Prevc zeigte im Allgäuer Hexenkessel dagegen Nerven und verspielte alle Chancen auf den Tournee-Triumph. Am Ende stand Rang 26 - mehr als 50 Punkte hinter Kraft. «Er hat es nicht durchgekriegt. Seine Unbeschwertheit reicht in Ausnahmesituationen noch nicht», sagte Schuster über den Absturz des Wunderkindes.

 

Für Weltmeister Freund, im Vorjahr Auftaktsieger in Oberstdorf und Gesamtzweiter der Tournee, erwies sich die Hypothek der langen Verletzungspause nach seiner Hüftoperation im Frühjahr wie befürchtet als zu groß. «Ich habe schon vorher gesagt, dass die Gesamtwertung in diesem Jahr kein Thema für mich ist. Es war klar, dass die Tournee zu früh kommt», sagte Freund.

 

Fast wäre der Wettbewerb für den 28-Jährigen sogar nach dem ersten Durchgang beendet gewesen. Nach seiner verwackelten Landung im ersten Versuch auf 129 Meter hatte Freund aber Glück: Im deutschen K.o.-Duell gegen Lokalmatador Karl Geiger lag er trotz erheblicher Punktabzüge um 0,4 Zähler vorn und zog ins Finale ein. «Das war saublöd und extrem ärgerlich. Da habe ich viele Punkte liegengelassen», schimpfte Freund über sich selbst.

 

Im Finale reichte es sogar nur zu 127 Metern - Platz 20. «Es hatte sich abgezeichnet, dass Severin nicht die Kohlen aus dem Feuer holen kann», sagte Schuster. «Er kämpft aber aufrichtig und nimmt das Ganze mannhaft hin.»

 

Noch mehr bangen im ersten Versuch musste Wellinger, der sein K.o.-Duell gegen den Tschechen Vojtech Stursa nach einem Sprung auf 127 Meter verlor. Als Lucky Loser erreichte der Team-Olympiasieger doch noch den zweiten Durchgang, in dem er sich auf 134,5 Meter steigerte. «Ich habe mich beim ersten Sprung zu verkrampft in die Anfahrt gesetzt. Vielleicht braucht man hin und wieder einen Scheißsprung, um zu merken, wie man richtig springen muss», kommentierte Wellinger seinen Auftritt. (DPA)