Integration von Flüchtlingen in Arbeitsmarkt braucht Zeit

In einer Lernwerkstatt bereitet sich ein Flüchtling auf seine künftige Berufstätigkeit vor. Foto: Sven Hoppe/Archiv
In einer Lernwerkstatt bereitet sich ein Flüchtling auf seine künftige Berufstätigkeit vor. Foto: Sven Hoppe/Archiv

Deutschlands Arbeitgeber halten trotz erster Erfolge bei der Integration von Flüchtlingen in den deutschen Arbeitsmarkt weitere Anstrengungen für nötig. «Klar war immer: Die Integration ist ein Dauerlauf, kein Sprint - eine fremde Sprache und wichtige Qualifikationen lernt niemand über Nacht», sagte Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «Wer als Flüchtling lange oder sogar für immer bleibt, muss auch zügig die Chance auf Arbeit bekommen.»

Die Betriebe engagierten sich nach Kräften. Und auch die Rahmenbedingungen verbesserten sich.

 

«Wir sehen auch, dass die Verbesserungen des Integrationsgesetzes wirken: Immer mehr Geflüchtete schaffen den Sprung in Bildungsmaßnahmen, Ausbildung oder Beschäftigung», betonte der Chef des Arbeitgeberverbands BDA. Zugleich forderte er weitere Neuregelungen. «Dazu gehören die flächendeckende Aussetzung der Vorrangprüfung und die vollständige Abschaffung des Beschäftigungsverbots in der Zeitarbeit. Diese Brücke in Beschäftigung müssen wir auch für Geflüchtete öffnen.»

 

Kramers Vize Gerhard Braun sagte, die Integration werde einige Zeit in Anspruch nehmen. «Wer davon träumt, dass nach einem Jahr Hunderttausende schon in Beschäftigung sind, kennt die Zusammenhänge nicht.» Die Flüchtlinge kämen leichter in Berufen unter, in denen Sprachkenntnisse und berufliche Vorbildung weniger wichtig seien. «Als Dachdecker und Maurer braucht man nicht so perfekt Deutsch sprechen zu können wie beispielsweise in der Chemieindustrie.»

 

Nach Ansichten von Experten sollten Unternehmen schon aus wohlverstandenem Eigeninteresse, Flüchtlingen die Chance auf einen Job eröffnen. «In Sachen Migration ist das Engagement von Firmen eher vom Gedanken an Wohltätigkeit geprägt. Das greift zu kurz. Da wird Potenzial vergeben», sagt der österreichische Arbeitswelten-Forscher Franz Kühmayer vom Deutschen Zukunftsinstitut.

 

Laut Umfragen in Deutschland lehnten 38 Prozent der Unternehmen die Einstellung von Migranten grundsätzlich ab, viele seien unschlüssig und nur 15 Prozent der Firmen spielen mit dem Gedanken, Flüchtlinge in absehbarer Zeit einzustellen, sagt Kühmayer unter Berufung auf den Dekra-Zeitarbeits-Report 2016.

 

Dabei berichteten drei von vier Unternehmen, die Migranten Arbeitsplätze gegeben haben, von positiven Erfahrungen, sagte Kühmayer. Der wirtschaftliche Aspekt, der Zugang zu ganz neuen Kundengruppen, werde nicht in seiner ganzen Tragweite gesehen. «Zukunft erschließt sich nicht durch Vorsicht, sondern durch mehr Mut. Auf eine buntere Gesellschaft muss man mit einem bunteren Team reagieren. Das ist doch eigentlich logisch», sagte Kühmayer. Das wäre ein lohnendes Investment für den Mittelstand.

 

Auch Städte und Gemeinden sollten nach Vorstellungen von Bundesagentur-Chef Frank-Jürgen Weise mehr Flüchtlinge als Ein-Euro-Jobber beschäftigen. Er hoffe, dass die Kommunen das vom Bund geförderte Programm bald stärker nutzten, sagte Weise in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. Mit dem Programm sollen Flüchtlinge bereits während ihres Asylverfahrens erste Job-Erfahrungen sammeln können. Von den 100 000 bereitgestellten Ein-Euro-Jobs seien bis zum 25. November lediglich 6500 genehmigt gewesen. Die Bundesagentur verwaltet die Vergabe der Ein-Euro-Jobs. Bereitgestellt werden müssen die Jobs aber von den Städten und Gemeinden. Der Bund übernimmt die Kosten dafür.

 

«Das Programm ist für Flüchtlinge gedacht, die auf ihre Asylentscheidung warten, aber trotzdem gerne arbeiten würden», erläuterte Weise. Weise geht davon aus, dass im Jahr 2017 Flüchtlinge verstärkt auf den deutschen Arbeitsmarkt kommen werden. «Denn die größere Zahl der Asyl-Entscheidungen ist jetzt getroffen.» Nachdem sie ihren Sprach- und Integrationskurs abgeschlossen haben, würden sie in Deutschland eine Arbeit suchen. (DPA)