In Zeiten von Terrorangst und Kriegsgräueln spricht Papst Franziskus heute den Weihnachtssegen «Urbi et Orbi» - der Stadt und dem Erdkreis. Nach der Christmette an Heiligabend ist dies der Höhepunkt der Feiern im Vatikan zur Geburt des Religionsstifters Jesus von Nazareth. Nicht nur in Rom auf dem Petersplatz hören dann Tausende Gläubige die Worte des Pontifex: Millionen verfolgen das Geschehen weltweit über das Radio, Fernsehen oder Internet. Im vergangenen Jahr rief Franziskus zum Frieden an den Krisenherden der Welt auf, bevor er den Segen erteilte.
Auch im Heiligen Land feiern Christen aus aller Welt in Bethlehem Weihnachten. In der Mitternachtsmesse in der Geburtskirche von Bethlehem beklagte der lateinische Patriarch zunehmendes Misstrauen und Unsicherheit der Menschen. Durch zerstörte Hoffnungen auf Frieden und die zunehmende Gewalt gerieten die Menschen zunehmend in Abwehrhaltung. «Wir haben Angst vor dem, was in der Welt geschieht», sagte er. «Wir fürchten den Fremden, der an unsere Tür klopft und an den Grenzen unserer Länder steht», beklagte Pizzaballa die Ursachen für die «gewaltsame Dynamik der Gegenwart». Nach christlicher Überlieferung steht die Geburtskirche in Bethlehem an jenem Ort, an dem Jesus zur Welt kam.
In der Christmette erinnerte der Papst an das Leid vieler Flüchtlingskinder und rief zu mehr Mitgefühl auf. Denken wir an das Kind in der Krippe, sagte Franziskus mit Blick auf die Geburt Jesu in der Weihnachtsgeschichte. Man müsse sich aber auch der Kinder annehmen, die gerade nicht in einer Wiege lägen und von der Liebe einer Mutter und eines Vaters umgeben seien.
Er erinnerte an Kinder, die im Krieg aufwachsen oder auf der Flucht sind. An diejenigen «im unterirdischen Bunker, um den Bombardierungen zu entkommen; auf dem Bürgersteig einer großen Stadt, auf dem Boden eines mit Migranten überladenen Schleppkahns». Zugleich gäbe es Kinder, die hungern, oder solche, die nicht Spielzeug, sondern Waffen in den Händen hielten.
Der weihnachtliche Petersplatz in Rom steht in diesem Jahr auch im Zeichen der Flüchtlingskrise: In der Krippe steht ein maltesisches Fischerboot. Oft kommen Migranten in solchen einfachen Booten über das Mittelmeer nach Europa - wenn sie denn überleben.
Seit Beginn seiner Amtszeit stellt der Argentinier die notleidenden Menschen in den Mittelpunkt und findet klare Worte in Kriegs- und Krisenzeiten. Er will die Kirche zu einer Kirche der Armen machen. Gott tauche in eben dieser Einfachheit auf: «Er erscheint nicht im Nobelsaal eines königlichen Palastes, sondern in der Armut eines Stalls», sagte der Papst in seiner Predigt während der Christmette.
Franziskus rief dazu auf, sich auf das Wesentliche zu besinnen und auf «unsere unersättlichen Ansprüche» zu verzichten. «Es wird uns gut tun, diese Dinge loszulassen, um in der Einfachheit des Gotteskindes den Frieden, die Freude und den Sinn des Lebens wiederzufinden.»