Bahn muss für Zugausfälle und Verspätungen Millionen zahlen

Winfried Hermann (Grüne), Verkehrsminister in Baden-Württemberg. Foto: Maurizio Gambarini/Archiv
Winfried Hermann (Grüne), Verkehrsminister in Baden-Württemberg. Foto: Maurizio Gambarini/Archiv

Die Deutsche Bahn (DB) hat aus Sicht des Landes in den vergangenen Monaten die Qualitätsstandards im Nahverkehr nicht erfüllt. Dafür muss der Konzern in Baden-Württemberg nach Angaben des Verkehrsministeriums erstmals Strafe zahlen - für ausgefallene und verspätete Züge insgesamt fünf bis sieben Millionen Euro. «Es gibt unendlich viele verärgerte Kunden», sagte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am Montag in Stuttgart.

Der neue DB-Regionalchef David Weltzien räumte Probleme ein: «Wir haben nicht das gebracht, was wir uns selber vorstellen, was die Qualität angeht.» Gemeinsam wolle man gegensteuern.

 

Die Krise startete demnach mit dem Ablauf des großen Verkehrsvertrages Ende September dieses Jahres und der Übernahme von 18 Übergangsverträgen durch die DB.

 

Allein in der vergangenen Woche fielen den Angaben zufolge 87 Züge auf Teilstrecken und 78 Züge ganz aus. Das entspreche einer Ausfallquote von 1,5 Prozent, wie beide Seiten mitteilten. Ziel der Bahn ist ein Wert von unter einem Prozent. Hermann zufolge beklagen die Kunden der Bahn nicht nur Zugausfälle, sondern auch mangelnde Pünktlichkeit, Sauberkeit und Information. Auch gebe es Beschwerden über zu kurz bemessene und überfüllte Züge. Dass 20 bis 30 Prozent der Züge unpünktlich seien, sei nicht zumutbar, betonte Hermann. «Einem so großen und erfahrenen Unternehmen darf das eigentlich nicht passieren.»

 

Besonders betroffen von Verspätungen seien unter anderem die Franken- (Stuttgart-Heilbronn-Würzburg) und die Remsbahn (Stuttgart-Aalen) sowie die Strecke Stuttgart-Ulm-Lindau.

 

Gründe für die Misere liegen Weltzien zufolge vor allem an der Infrastruktur, an Eingriffen in den Betrieb - wie etwa bei Personenunfällen, Fahrzeugschäden und fehlendem Personal - und auch an der Aufteilung in 18 Gebiete und zwei Fahrplanwechseln in kurzer Zeit. Die Lage habe sich aber bereits etwas entspannt, das sei auch Ergebnis wöchentlicher Rapport-Gespräche mit dem Ministerium.

 

Hermann: «Es ist besser geworden, aber muss noch deutlich besser werden.» Völliges Unverständnis zeigte der Minister dafür, dass alte Wagen zwar gemäß den Übergangsverträgen durch jüngere gebrauchte, aber weniger funktionsfähige Fahrzeuge ersetzt worden seien. Es sei ein Unding, dass eine Bahn-Tochter die andere mit schlechtem Material versorge. Weltzien sagte, man habe Fahrzeuge mit einem «Schadensrucksack» aus anderen Regionen erhalten. Nun sei vereinbart, dass Fahrzeuge künftig vor der Übergabe überprüft werden.

 

Hermann sagte, die Krise sei umso bedauerlicher, da sie mit der Stuttgarter Feinstaubsaison und dem Appell der Politik zusammenfalle, vom Auto auf den öffentlichen Verkehr umzusteigen. Der Grünen-Politiker unterstrich: «Das Allerschlimmste ist, dass das Image des Nahverkehrs geschädigt wird, und nicht nur das der Bahn.» (DPA/LSW)