Die Fluggesellschaft Air Berlin bekommt in ihrem Überlebenskampf noch einmal einen neuen Chef. Der derzeitige Vorstandsvorsitzende Stefan Pichler übergibt die Führung von Deutschlands zweitgrößter Fluglinie am 1. Februar 2017 an den Lufthansa-Manager und früheren Germanwings-Chef Thomas Winkelmann, wie Air Berlin nach einer Aufsichtsratssitzung mitteilte. Winkelmann soll den Umbau von Air Berlin weiter vorantreiben.
Der 59-jährige Pichler hatte nach immer höheren Verlusten zuletzt die Aufspaltung der Fluglinie eingeleitet - und zwar auf Druck von Air Berlins Großaktionär Etihad. Der Mitteilung zufolge geht er nach knapp zwei Jahren an der Unternehmensspitze auf eigenen Wunsch.
Air Berlin vermietet ab Februar 38 Maschinen samt Personal an den Lufthansa-Konzern und vor allem an dessen Tochter Eurowings. Zudem soll die österreichische Air-Berlin-Tochter Niki zusammen mit der deutschen Fluglinie Tuifly des Reisekonzerns Tui einen gemeinsamen Ferienflieger mit gut 60 Flugzeugen bilden. Air Berlins künftige Kernflotte wäre mit rund 75 Flugzeugen danach nur noch etwa halb so groß wie heute. Zugleich sollen bis zu 1200 Jobs wegfallen.
Winkelmann hatte rund neun Jahre lang die Lufthansa-Tochter Germanwings geführt und leitet derzeit das Lufthansa-Drehkreuz München. Einem Insider zufolge soll der 57-Jährige dafür sorgen, dass Air Berlin nicht führungslos wird und der Miet-Deal mit der Lufthansa gelingt. Nach Informationen des «Manager-Magazins» soll er die verbleibende Air Berlin zudem näher an die Lufthansa heranführen.
Winkelmann ist der vierte Air-Berlin-Chef seit dem Abgang von Gründer Joachim Hunold im Jahr 2011. Seither hatten sich Hartmut Mehdorn, Wolfgang Prock-Schauer und Stefan Pichler an der Sanierung versucht. Laut «Bild am Sonntag» soll Pichler sein Ausscheiden selbst geplant haben, nachdem zentrale Teile des Sanierungskurses eingeleitet worden waren. Etihad-Chef James Hogan sagte, Pichler habe «erfolgreich eine strategische Lösung für Air Berlin gefunden».
Die Berliner waren zuletzt mit über einer Milliarde Euro verschuldet, die Verluste wurden von Jahr zu Jahr größer. Schon seit langem hält sich die Gesellschaft nur dank Finanzspritzen von Etihad in der Luft. Die Fluglinie vom Persischen Golf war bei Air Berlin und anderen Fluglinien wie der italienischen Alitalia als Anteilseigner eingestiegen. Die europäischen Partner dienen der arabischen Airline als Zubringer für ihr Langstrecken-Drehkreuz in Abu Dhabi. Allerdings musste Etihad bei Air Berlin immer wieder Geld nachschießen.
Die Araber bandeln bereits mit der Lufthansa an. Beide Unternehmen vereinbarten am Freitag eine Kooperation im sogenannten Codesharing. Dabei wollen sie künftig verschiedene eigene Verbindungen auch unter der Flugnummer der jeweils anderen Gesellschaft anbieten.
«Wir können uns vorstellen, unsere Zusammenarbeit in der Zukunft auf andere Bereiche auszuweiten», hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr angekündigt. Etihad-Chef James Hogan betonte, dass er Deutschland als «strategisch wichtigen Schlüsselmarkt» sehe. Bisher unterhält Etihad mit Air Berlin schon mehrere Codeshare-Vereinbarungen.