Bombardier streicht in Deutschland offenbar 2500 Stellen

Montage von Doppelstockwagen für die Deutsche Bahn bei Bombardier in Bautzen. Foto: Sebastian Kahnert
Montage von Doppelstockwagen für die Deutsche Bahn bei Bombardier in Bautzen. Foto: Sebastian Kahnert

Beim Zugbauer Bombardier gibt es kurz vor Weihnachten neue Unsicherheit über Tausende Arbeitsplätze. Einem Bericht des «Handelsblatt» zufolge will der kanadische Konzern in Deutschland deutlich mehr Stellen abbauen als bisher bekannt. In den sächsischen Werken in Görlitz und Bautzen sowie im brandenburgischen Hennigsdorf seien 2500 Jobs in Gefahr. Diese Zahl wurde nach Informationen des MDR am Freitag auch in einer Aufsichtsratssitzung genannt.

Das Unternehmen bestätigte sie nicht. «Ich weiß nicht, woher das kommt», sagte Bombardier-Präsident Laurent Troger. Erst im Juni könne er Details zum angekündigten Modernisierungskonzept nennen. Troger wies allerdings darauf hin, dass einige Projekte in den deutschen Werken bis Ende 2018 ausliefen und die Arbeits-Auslastung deswegen sinke.

 

Der Konzern mit seinen Sparten Flugzeuge und Züge hatte im Oktober angekündigt, bis Ende 2018 in Produktion und Verwaltung weltweit rund 7500 Stellen zu streichen, davon etwa 5000 im Bahnsektor. Im Frühjahr begann der Abbau von 1430 der hierzulande damals knapp 10 000 Arbeitsplätze. Zum Standort Deutschland bekenne sich Bombardier aber klar, betonte der neue Deutschlandchef Michael Fohrer. «Die wichtigsten Entwicklungen und Produktionen kommen weiter aus Deutschland.» Schließungen sehe das Modernisierungskonzept nicht vor.

Das Programm sei nötig, weil Preisdruck und Wettbewerb zunähmen, sagte Troger. Bombardier müsse sich auf die Industrie 4.0 einstellen. Das werde weltweit Arbeitsplätze beeinflussen, müsse aber nicht gleich Jobverluste bedeuten.

 

Der Konzern erwartet nach früheren Angaben vom weltweiten Stellenabbau, der Spezialisierung der Standorte und klar definierten Kompetenzzentren für Design, Entwicklung und Produktion bis Ende 2018 Kosteneinsparungen von rund 300 Millionen US-Dollar (275 Mio Euro). Der Gesamtbetriebsrat hat Gegenvorschläge für mehr Produktivität und Effizienz vorgelegt, ohne dass Arbeitsplätze verloren gehen müssten.

 

In Hennigsdorf droht das Ende einer 100-jährigen Tradition in der Serienproduktion von Schienenfahrzeugen. Dort sollen nach Angaben der Gewerkschaft IG Metall nur noch Entwicklung, Konstruktion und womöglich der Bau von Prototypen bleiben. 500 zusätzliche Arbeitsplätze seien bedroht. Die IG Metall hatte massiven Widerstand gegen Stellenstreichungen angekündigt. Bisher gibt es in Görlitz rund 1900 Beschäftigte, in Bautzen rund 1100 und in Hennigsdorf bei Berlin zu Jahresbeginn noch rund 2500. (DPA)