Auslandsgeschäft treibt deutsche Autobauer an

Matthias Wissmann verteidigte die deutschen Dieselautos gegen Kritik. Zugleich erwartet er ab 2017 eine steil steigende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen. Foto: Maurizio Gambarini
Matthias Wissmann verteidigte die deutschen Dieselautos gegen Kritik. Zugleich erwartet er ab 2017 eine steil steigende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen. Foto: Maurizio Gambarini

Die deutsche Autoindustrie hat trotz des Abgas-Skandals in diesem Jahr gute Geschäfte gemacht. Der Umsatz der Hersteller erhöhte sich in den ersten neun Monaten um zwei Prozent auf 306 Milliarden Euro, die Beschäftigung in der Branche liegt mit rund 815 000 Mitarbeitern auf dem höchsten Stand seit 25 Jahren. «Das Vertrauen in unsere Produkte ist größer, als alle Kritiker glauben», sagte der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, in Berlin.

 

Wissmann verteidigte die deutschen Dieselautos gegen Kritik. Zugleich erwartet er ab 2017 eine steil steigende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen. Für das kommende Jahr rechnet die Branche mit einem Wachstum vor allem in der Auslandsproduktion.

 

China dürfte erneut ein Treiber sein - mit einem prognostizierten Plus von 5 Prozent auf 24,2 Millionen Pkw nach «überraschend starken» 15 Prozent Anstieg in diesem Jahr. Weltweit werden 2016 voraussichtlich 81,6 Millionen Autos (plus 4 Prozent) verkauft. 2017 sollen nochmals gut 2 Prozent hinzukommen auf dann 83,6 Millionen.

 

Forderungen nach einem Verbot von Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab dem Jahr 2030 nannte Wissmann «völlig verkehrt»: «Wir können uns nicht aus einer Antriebsart einfach verabschieden. Der Verbrenner wird noch mehrere Dekaden eine große Rolle spielen.»

Die illegalen Manipulationen «in einem unserer Mitgliedsunternehmen» - gemeint ist die Abgas-Affäre bei Volkswagen - hätten viel Vertrauen gekostet, räumte der Verbandschef ein.

 

Tatsächlich würden aber moderne Dieselautos der Euro-6-Norm benötigt, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Dieselfahrzeuge verbrauchten weniger Kraftstoff als Benziner, ihr Kohlendioxid-Ausstoß sei um 15 Prozent geringer. Mit Hilfe der SCR-Technik werde auch weniger Stickoxid ausgestoßen.

 

Die Nachfrage nach Dieselkraftstoff ist in diesem Jahr bis zum September deutlich gestiegen - im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,8 Prozent auf 28,8 Millionen Tonnen, wie aus der Statistik des Mineralölwirtschaftsverbands hervorgeht. Bei allen Benzinsorten zusammen nahm der Absatz lediglich um 0,6 Prozent zu.

 

Die gute Konjunktur habe zu mehr Lastwagenverkehr und damit höherer Diesel-Nachfrage geführt, hieß es. Zudem wüchsen die Zahl und der Anteil von Diesel-Pkw am Gesamtbestand in Deutschland noch immer.

Wissmann äußerte sich optimistisch zur Zukunft der Elektromobilität. Die deutschen Hersteller wollten ihr Angebot von derzeit 30 Modellen bis zum Jahr 2020 auf knapp 100 erhöhen. Die Reichweite dieser Autos werde kräftig zunehmen, die Batteriekosten würden weiter sinken. «Daraus leiten wir die künftig steigende Nachfrage nach E-Autos ab», sagte Wissmann. «Wir rechnen damit, dass im Jahr 2025 etwa 15 bis 25 Prozent der Neuzulassungen elektrisch unterwegs sein werden.»

 

Die Inlandsproduktion wird laut VDA in diesem Jahr um etwa ein Prozent auf rund 5,8 Millionen Autos steigen. Davon gingen 4,4 Millionen Stück in den Export. Ein deutlich höheres Gewicht hat mittlerweile die Auslandsproduktion deutscher Konzernmarken: Sie legte um rund 6 Prozent zu und steigt erstmals über 10 Millionen.

 

Nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) wurden im November 276 567 Autos neu zugelassen, das waren 1,5 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Von Januar bis November kamen rund 3,1 Millionen Pkw neu in den Straßenverkehr, ein Plus von 4,6 Prozent. Bis Ende Dezember dürfte die Zahl noch auf knapp 3,4 Millionen steigen. (DPA)