Im Herbst und Winter ist Hochsaison für Thermografieaufnahmen von Gebäuden. Gesucht werden Energielecks. Doch nicht jeder Anbieter hält, was er verspricht.
Welche Erkenntnisse können Wärmebilder bringen? Thermografie-aufnahmen sind eine Möglichkeit, Wärmebrücken, Luftundichtigkeiten und andere Schäden am Gebäude zu erkennen. «Sie sind zum Beispiel vor der Übergabe eines Neubaus sinnvoll», sagt Klaus Wagner, Leiter des Regionalbüros Kaiserslautern des Verbands Privater Bauherren.
In bewohnten Gebäuden zeigen Wärmebilder Stellen, an denen Energie verloren geht. «Kein anderes Verfahren eignet sich besser zur Ortung und Visualisierung von Wärmeverlusten», betont Benjamin Standecker, stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbandes für Angewandte Thermografie in Nürnberg. Vorausgesetzt, die Bilder werden fachgerecht von außen und innen aufgezeichnet und interpretiert.
Was bedeuten die roten und blauen Flächen auf den Wärmebildern?
In den Aufnahmen erscheinen warme und heiße Zonen in Gelb- und Rottönen. Kühle Stellen sind blau bis schwarz. Je mehr Rottöne zu sehen sind, desto mehr Wärme geht verloren, so der Eindruck. Aber der kann täuschen. «Manche Anbieter stellen die Kamera gern so ein, dass die Farben kräftiger erscheinen. Für den ungeübten Betrachter sieht es dann so aus, als ob bei einer tiefroten Hauswand die Wärme vollständig entweicht», beobachtet Klaus Wagner vom VPB.
Wichtig ist die richtige Interpretation. Oft sind nämlich nicht Wärmebrücken oder Energielecks Ursache der Rotfärbung auf den Bildern. «Wenn sich an kalten Winternächten die Wärme unter einem Dachüberstand oder hinter dichten Pflanzen an der Außenwand sammelt, wird das auch rot dargestellt», sagt Andreas Skrypietz, Projektleiter der Klimaschutz- und Informationskampagne «Haus sanieren - profitieren!» der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Er rät zu Thermografieanbietern, die Bilder auch professionell auswerten und Lösungsvorschläge erarbeiten.
Wer braucht Thermografieaufnahmen?
«Sie sind eigentlich nur dann notwendig, wenn die herkömmlichen Methoden nicht ausreichen, um gezielt nach Ursachen für Wärmeverluste zu suchen», sagt Andreas Skrypietz.
Was passiert bei Billiganbietern?
Eine professionelle Thermografie inklusive Beratung und Auswertung kostet ab 400 Euro aufwärts. Doch es gibt auch Anbieter, die Wärmebilder für unter hundert Euro erstellen. «Von denen sollte man sich lieber fernhalten», rät Benjamin Standecker. Unprofessionelle Thermografieaktionen kosten den Bauherren nicht nur unnötig Geld, sie liefern auch falsche Ergebnisse. «In den meisten Fällen werden die Gebäude bei diesen Anbietern nur von außen erfasst», weiß Standecker.
Vermuteter Schimmelpilzbefall, Wärmebrücken, undichte Dachbereiche und Bodenluken können alleine mit Außenaufnahmen nicht erkannt werden. «Wer sichergehen will, das die beauftragte Firma seriös ist, sollte zertifizierte Thermografen beauftragen.»
Wie funktioniert Thermografie?
«Mit Hilfe einer Wärmebildkamera wird die Wärmeabstrahlung verschiedener Oberflächen sichtbar gemacht. Die Intensität der Abstrahlung wird dann mit Hilfe einer Farb- und Temperaturskala eingeordnet», erklärt Andreas Skrypietz. Wichtig ist, immer den Außen- und Innenbereich des Hauses zu messen.
Kann bei jedem Wetter thermografiert werden?
Nein, in der warmen Jahreszeit machen die Aufnahmen wenig Sinn. «Am besten werden die Bilder, wenn ein Temperaturgefälle von 10 bis 15 Grad Celsius zwischen den Innenräumen und der Umgebung herrscht», betont Klaus Wagner. Ideal ist ein trüber Wintermorgen, wenn die Sonne die Fassade nicht erwärmt hat. Oder ein Winterabend, wenn sie schon längere Zeit wieder weg ist. (DPA/TMN)