Erstes Spiel, erste Treffer - Marco Reus hat bei Borussia Dortmund ein furioses Comeback gefeiert. Nach 185-tägiger Zwangspause führte der Nationalspieler sein Team als Kapitän und dreifacher Torschütze zum verrückten 8:4 (5:2)-Erfolg über den polnischen Meister Legia Warschau. Durch die zwölf Tore stellten beide Teams sogar einen Torrekord in der Champions League auf. Nach dem Sieg fährt der Revierclub nun als Tabellenführer zum Gruppenfinale am 7. Dezember bei Titelverteidiger Real Madrid.
Ein Unentschieden bei den Königlichen würde dem BVB zum Gruppensieg reichen.
Neben seinen drei Toren (32., 52. und 90.+2) war Reus vor 55 097 Zuschauern beim munteren Toreschießen auch an zwei weiteren Toren beteiligt. Die restlichen Treffer erzielten für die Schwarz-Gelben zweimal Shinji Kagawa (17. und 18.) sowie Nuri Sahin (20.), Ousmane Dembelé (29.) und Felix Passlack (81.). Für Legia, das bereits im Hinspiel ein 0:6 gegen Dortmund kassiert hatte, trafen zweimal Aleksandar Prijovic (10. und 24.) sowie Michal Kucharczyk (57.) und Nemanja Nikolic (83.). Mit den zwölf Toren wurde auch die Bestmarke in der Königsklasse von 2003 beim Duell zwischen AS Monaco und Deportivo La Coruna (Endstand 8:3) übertroffen.
«So stellt man sich einen Einstand nach langer Zeit vor. Ich habe sehr hart dafür gearbeitet, umso glücklicher bin ich. Es war schon ein bisschen schwierig nach der langen Zeit. Für mich war es ein wichtiger Schritt, aber ein paar Prozent fehlen mir noch», sagte ein überglücklicher Reus. Weniger freudig schaute Torhüter Roman Weidenfeller bei vier Gegentoren drein: «Es war sicher toll, im Stadion gewesen zu sein, aber als Torwart war es sehr bescheiden. Ich kam mir etwas fehl am Platz vor. In der Champions League muss man die Räume schon enger schließen.»
Beide Abwehrreihen präsentierten sich erschreckend offen und machten so die vielen Tore erst möglich. Dass bei den Dortmundern die Abstimmung nicht so klappte, war bei neun Änderungen im Vergleich zum Spiel gegen den FC Bayern München (1:0) aber ein wenig verständlich. Und endlich durften die BVB-Fans wieder Reus auf dem Rasen sehen. Eine Schambeinentzündung und zuletzt auch Fersenprobleme hatten den Nationalspieler seit dem verlorenen Pokalfinale am 21. Mai gegen die Bayern so lange pausieren lassen.
«Wir haben das Comeback sehnsüchtig erwartet. Er ist körperlich auf einem absoluten Top-Niveau», sagte BVB-Trainer Thomas Tuchel und wurde nicht enttäuscht. So bereitete Reus das vierte Tor von Dembelé vor, ehe er selbst zweimal traf. Auch den Treffer von Sahin hatte der Nationalspieler mit einem Freistoß eingeleitet.
Los ging das Toreschießen aber auf der anderen Seite. Nach Zuspiel von Vadis Odjidja-Ofoe setzte Prijovic mit einem feinen Außenrist-Schuss den Ball ins Tor. Schlussmann Roman Weidenfeller, der bis zur Winterpause den verletzten Roman Bürki (Handbruch) vertritt, hatte keine Chance.
Eine gute Viertelstunde benötigten die Dortmunder, um ins Spiel zu kommen. Dann antwortete der BVB mit drei Toren in 198 Sekunden. Dabei traf Kagawa zunächst per Kopf, ehe er nach einem feinen Trick mit dem Fuß auf 2:1 erhöhte. Bei Sahins Tor half anschließend Legia-Torhüter Radoslaw Cierzniak kräftig mit, indem er den Ball gegen den Dortmunder Mittelfeldspieler faustete.
Die Polen kamen aber noch einmal zurück. Erneut ließ Prijovic dem Dortmunder Schlussmann Weidenfeller keine Chance und kurz darauf wäre dem Stürmer fast der Ausgleich gelungen, als er die Latte traf (29.). Nachdem Reus aber auf Touren kam, war die Gegenwehr von Warschau gebrochen. Reus spielte sogar die kompletten 90 Minuten durch, was für seine Fitness spricht.
In der zweiten Halbzeit beteiligte sich aber auch Legia am Toreschießen. Eingeleitet von einem Fehlpass von Gonzalo Castro gelangte der Ball zu Kucharczyk, der Weidenfeller überwand.
Dann war wieder Dortmund an der Reihe, dabei erzielte Passlack sein erstes Tor in der Champions League. Nachdem Nikolic noch traf, setzte Reus den Schlusspunkt unter einen denkwürdigen Abend. (DPA)