Der dritte Feinstaubalarm in Stuttgart in diesem Herbst läuft, doch der Unmut bei Umweltschützern und Anwohnern an Deutschlands dreckigster Straßenkreuzung wächst. Die Bürgerinitiative Neckartor wirft der Verwaltung «Wegschauen und Versagen» vor und machte ihren Unmut darüber am Montagabend zur Rushhour mit einem Protestzug und Straßenblockaden zum Ausdruck.
Laut Polizei rund 200 Aktivisten provozierten einen etwa 10 Kilometer langen Stau auf den Hauptstraßen - und wütende Autofahrer, die trotz Feinstaubalarms nicht freiwillig auf Busse und Bahnen umgestiegen waren.
Mit Trommeln und Atemschutzmasken zogen sie zur Schadstoff-Messstation am Neckartor, wo seit Jahren die bundesweit höchste Belastung mit Feinstaub und Stickoxiden gemessen wird. «Autoflut stoppen», «Feinstaub tötet» und «Fahrverbote retten Leben» stand auf Transparenten. In der Nacht war in Stuttgart erneut Feinstaubalarm ausgelöst worden.
Autofahrer waren aufgerufen, auf Busse und Bahnen umzusteigen. Autoabgase sowie etwa Reifenabrieb gelten als Hauptbestandteile des gefährlichen Feinstaubs. Auch die Belastung mit Stickoxiden vor allem aus Dieselruß ist im Stuttgarter Talkessel seit Jahren extrem hoch.
Ob der Feinstaubalarm Autofahrer zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel bewogen hatte, ist nach Angaben der Stadt schwer zu sagen. Die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) hatten zunächst von keinem massenhaften Zugang berichtet. Autofahrer waren von Montag 00.00 Uhr einmal mehr aufgerufen, auf den Wagen zu verzichten und stattdessen öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Das Ende des Alarms ist bislang offen.
Der Feinstaubalarm ist einmalig in Deutschland. Er wird verhängt, weil in der Schwabenmetropole immer wieder die zulässigen Grenzwerte der EU für die Feinstaubkonzentration in der Luft überschritten werden. Sollten die Werte nicht besser werden, drohen Strafzahlungen an die EU. Die Stadt hat für 2018 Fahrverbote angekündigt, sollte das Problem bestehen bleiben.
Auch sogenannte Komfortkamine, die nicht unbedingt zum Heizen nötig sind, sollen aus bleiben. Der Feinstaubalarm könnte nach Darstellung des Deutschen Wetterdienstes bis Ende der Woche andauern. Er wird ausgerufen, wenn die vorhergesagte Wetterlage einen Anstieg der Werte erwarten lässt. (DPA/LSW)