Clinton geht mit Vorsprung ins Wahlfinale

Der schmutzigste Wahlkampf der US-Geschichte: Hillary Clinton und Donald Trump während einer TV-Debatte. Foto: Jim Lo Scalzo
Der schmutzigste Wahlkampf der US-Geschichte: Hillary Clinton und Donald Trump während einer TV-Debatte. Foto: Jim Lo Scalzo

Die US-Demokratin Hillary Clinton geht als Favoritin ins Wahlkampffinale - aber einen Sieg über ihren republikanischen Rivalen Donald Trump am 8. November hat sie nicht sicher in der Tasche. Möglichen neuen Rückenwind erhielt Clinton am Sonntag durch die Mitteilung der Bundespolizei FBI, nach der auch eine zweite Runde von Ermittlungen in der E-Mail-Affäre keine Anhaltspunkte für kriminelles Verhalten ergeben hat. Viele Experten bezweifelten aber, dass sich das in dieser späten Wahlkampfphase noch in einem deutlichen Stimmenschub widerspiegeln wird:

Über 40 Millionen Amerikaner haben bereits gewählt.

 

Trump selber erneuerte am Sonntagabend bei einem Wahlkampfauftritt in Michigan seinen Vorwurf eines «total manipulierten Systems». Clinton sei «schuldig, sie weiß es, das FBI weiß es, die Leute wissen es. Nun ist es in den Händen des amerikanischen Volkes, am 8. November an den Wahlurnen der Gerechtigkeit Genüge zu tun».

 

Umfragen am Sonntag - vor der FBI-Mitteilung - zeigten Clinton US-weit mit einem Vorsprung von bis zu fünf Prozentpunkten vor Trump. Sie deuten auch auf eine solide Führung für die Demokratin bei den Stimmen im Wahlmännergremium hin, das am Ende den Präsidenten entsprechend den Ergebnissen in den einzelnen Bundesstaaten bestimmt.

 

In einigen wenigen hatte sich das Gewicht zuletzt etwas zugunsten von Trump verschoben. Aber er müsste weiterhin eine Serie der umkämpften Staaten hinzugewinnen, um Clinton zu schlagen - schwer, aber nicht unmöglich.

 

So will denn Trump auch am letzten Tag vor der Wahl noch einmal durch mindestens fünf Staaten spurten, Clinton plant Auftritte in mindestens drei - darunter einen mit Präsident Barack Obama und First Lady Michelle in Pennsylvania und einen weiteren in North Carolina um Punkt Mitternacht, wenn der offizielle Wahltag in den USA anbricht.

 

Die E-Mail-Affäre hatte im gesamten Wahlkampf wie eine dunke Wolke über Clinton gehangen. Der Hintergrund: In ihrer Zeit als Außenministerin hat sie auch dienstliche Korrespondenzen über einen privaten Server in ihrem Haus laufen lassen. Trump nutzte das im Wahlkampf immer wieder als massive Munition - als Beweis dafür, dass Clinton nicht vertrauenswürdig sei, immer wieder versuche, etwas zu verbergen.

 

FBI-Chef James Comey hatte Clinton im Sommer zum Abschluss von Ermittlungen zwar extrem sorgloses Verhalten bescheinigt, aber nichts, was strafrechtliche Folgen rechtfertige. Am 28. Oktober löste er dann einen Feuersturm der Entrüstung aus, als er publik machte, dass FBI-Ermittler neue E-Mails von Clinton oder an ihre Adresse gefunden hätten, die noch nicht untersucht worden seien - und nun geprüft würden. Das Rennen zwischen ihr und Trump wurde seitdem enger.

 

Am Sonntag teilte Comey nun in einem Brief an Kongressmitglieder mit, dass die neuen Ermittlungen abgeschlossen seien und sich nichts an der Einschätzung vom Sommer geändert habe. Um wie viele E-Mails es sich handelte, sagte Comey nicht. Aber Trump sprach in Michigan von 650 000 und äußerte Zweifel daran, dass das FBI in den vergangenen Tagen wirklich alle untersucht habe.

 

Clinton selber ging zunächst nicht auf die neue Entwicklung ein. Aber die Wahlkampfsprecherin der Demokratin, Jennifer Palmieri, erklärte: «Wir sind froh, dass diese Angelegenheit gelöst ist.» Clinton-Sprecher Brian Fallon twitterte, man habe nichts anderes erwartet.

 

Trumps Vize-Kandidat Mike Pence erklärte dagegen bei einem Auftritt in North Carolina, es sei nicht an der Tatsache zu rütteln, dass Clinton ein Verbrechen begangen habe. Jason Miller, ein enger Kommunikationsberater Trumps, sagte dem Sender CNN, vieles um Clinton stinke zum Himmel. (DPA)