Das Kinderhilfswerk Unicef schlägt Alarm: 300 Millionen Kinder weltweit füllen ihre kleinen Lungen mit extrem giftiger Luft.
Konkret ist jedes siebte Kind einer Luftverschmutzung ausgesetzt, die das Sechsfache oder mehr des von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gesetzten Richtwerts überschreitet. Unicef veröffentlichte die auf Satellitendaten basierende Studie am Montag in New York.
Sie kommt zu dem Ergebnis, dass Kinder in Südasien, im Mittleren Osten und in Afrika sowie in der ostasiatischen und der Pazifik-Region am stärksten gefährdet sind.
Zu den am schlimmsten luftverseuchten Städten der Welt gehören demnach Onitsha (Nigeria), Zabol in Iran, das indische Gwallor, Saudiarabiens Hauptstadt Riad sowie Peschawar im Nordwesten von Pakistan. Europa und Nordamerika sind auf der Liste nicht zu finden.
Der Bericht erscheint eine Woche vor Beginn der Klimakonferenz COP 22 in Marrakesch (Marokko). Er appelliert an deren Teilnehmer, dem Gesundheitsrisiko für Kinder durch toxische Stoffe in der Luft mehr Beachtung zu schenken und die Belastung in ihren Ländern dringend abzubauen.
Unicef-Direktor Anthony Lake warnt im Vorwort des Berichts «Saubere Luft für Kinder»: «Luftverschmutzung trägt entscheidend zum Tod von jährlich etwa 600 000 Kindern unter fünf Jahren bei. (...) Die Schadstoffe attackieren nicht nur die noch unfertigen Lungen der Kleinen, sie können auch die Entwicklung des kindlichen Gehirns auf Dauer beeinträchtigen.»
Laut Unicef sind insgesamt zwei Milliarden junge Menschen weltweit einer Luft ausgesetzt, die nach den WHO-Richtlinien als verschmutzt gilt, allerdings nur 300 Millionen unter den schlimmsten Bedingungen. Als Ursachen führt der Bericht Fahrzeugabgase, Fabrikemissionen, Müllverbrennung und Staub auf. Außerdem geht er auf die Belastung in Innenräumen durch offene Feuerstellen zum Kochen und Heizen vor allem in ländlichen Gebieten ein.
Lungenentzündungen und andere Erkrankungen der Atemwege seien in vielen Fällen nachweislich auf eine hohe Schadstoffbelastung der Innen- und Außenluft zurückzuführen, warnt Unicef. Sie hätten einen Anteil von fast zehn Prozent an den Todesfällen von Kindern unter fünf Jahren. (DPA)