Bundestrainer Joachim Löw will eine neue Chance auf den erhofften ersten EM-Titel. Keine vier Monate nach dem Halbfinal-Aus bei der Euro in Frankreich verlängert der Weltmeister-Coach einem Medienbericht zufolge seinen Vertrag vorzeitig um zwei Jahre bis 2020. Die letzten Details seien am Freitag geklärt worden, schrieb die «Bild»-Zeitung am Abend. Die Entscheidung wolle der Deutsche Fußball-Bund am Montag bekanntgeben. «Kein Kommentar», erklärte der DFB auf Anfrage zu der Thematik.
Eine frühzeitige Verlängerung kommt aber keinesfalls überraschend. Löws bisheriger Vertrag war bis 2018 datiert, die erfolgreiche Titelverteidigung in Russland ist das nächste große Ziel. Der 56-Jährige hatte zuletzt «das ein oder andere Gespräch mit dem Verband» angekündigt. DFB-Präsident Reinhard Grindel bekräftigte erst am Donnerstag in München noch einmal den Willen zur Verlängerung: «Ich habe immer gesagt, dass Joachim Löw der beste Trainer ist, den wir uns vorstellen können.»
Der Schwarzwälder Löw arbeitet seit 2004 beim DFB mit dem Nationalteam, zunächst als Assistent von Jürgen Klinsmann und seit 2006 als verantwortlicher Bundestrainer. Die bisherige Krönung erlebte Löw mit seinem Team beim WM-Titel 2014 in Brasilien. Nach der Final-Niederlage 2008 und dem Aus in den Halbfinals 2012 sowie in diesem Sommer soll für Löw in vier Jahren endlich auch die EM-Trophäe her. 2020 wird in 13 europäischen Ländern gespielt, das Finale findet in London statt.
Sollte Löw das deutsche Nationalteam bis zum Multi-Nationen-Turnier betreuen, wäre er mit 14 Jahren neben Helmut Schön (1964-1978) der am zweitlängsten amtierende Bundestrainer. Lediglich Sepp Herberger (1936-1964) hatte den Posten noch länger inne. Nur Schön konnte die deutsche Mannschaft bislang sowohl bei der EM als auch der WM zum Triumph führen.
Es sei für ihn «auch kein Problem, in ein Turnier zu gehen, ohne einen weiteren gültigen Vertrag», sagte Löw zuletzt in Erinnerung an diese Situation bei der Weltmeisterschaft 2010. Die Ungewissheit und die ständigen Reporterfragen vor und während des Turniers in Südafrika hatten jedoch alle Beteiligten seinerzeit im Nachhinein als belastend, nervend und kraftraubend bezeichnet.
Zuletzt hatte Löw auch eine Rückkehr als Vereinstrainer in Deutschland ausgeschlossen. «In der Bundesliga kenne ich alles», bekräftigte der Ex-Coach des VfB Stuttgart und des Karlsruher SC. Allerdings erklärte er auch, dass ihn ein Job im Ausland «zum gegebenen Zeitpunkt durchaus reizen» könne. Vorerst heißt es aber wohl weiter Nationalteam statt Primera División oder Premier League. (DPA)