Die Arbeitszeitregeln werden zum Knackpunkt der Tarifverhandlungen für das Zugpersonal der Deutschen Bahn AG. Die Bahn unterbreitete bei den Verhandlungen in Frankfurt zwar erste eigene Vorschläge zur Entlastung bestimmter Personalgruppen, wies aber auf der anderen Seite die Forderungen der Lokführergewerkschaft GDL etwa zur Schichtplanung strikt zurück. Ein Angebot zum Entgelt gab es nicht. Die vorgeschlagenen Entlastungen könnten beispielsweise im Güterverkehr und in einzelnen Regionen wie den Großräumen München oder Stuttgart greifen, erläuterte eine Bahn-Sprecherin.
Die Überprüfung der 25 GDL-Forderungen habe bestätigt, dass ihre Umsetzung praktisch zu einer Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich führen würde, sagte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber. «Unser Arbeitszeitsystem würde zu einem starren Korsett, so dass niemand seine vertraglich vereinbarte Arbeitszeit von 39 Stunden erfüllen könnte. Dies hätte spürbare Auswirkungen auf den Bahnbetrieb und damit auf unsere Kunden», sagte Weber nach dem Ende der zweiten Verhandlungsrunde in Frankfurt. Die Gespräche sollen am 11. November in Bonn fortgesetzt werden.
Die Bahn bezifferte den Gesamtumfang der GDL-Forderungen auf ungefähr 26 Prozent, wovon 6,5 Punkte auf das Entgelt entfielen. Weber dämpfte die Erwartungen: Das Gesamtpaket sei mutmaßlich nicht zu finanzieren. Man werde sich auf dem Verhandlungswege annähern müssen, meinte der Bahn-Manager.
GDL-Chef Claus Weselsky hatte vor dem Gespräch erneut eine Imagekampagne für die Berufe in den Zügen verlangt. Der Schwerpunkt der Verhandlungen liege eindeutig bei den Arbeitszeiten. Beide Seiten äußerten sich optimistisch, auf dem Verhandlungsweg zu einem Abschluss zu kommen. Von Streiks war zum Auftakt der zweiten Verhandlungsrunde noch nicht die Rede.
Die Bahn verhandelt wie im vergangenen Jahr parallel mit GDL und der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Insgesamt geht es um 150 000 Beschäftigte in Deutschland. (DPA)