Im Südwesten mehren sich die Übergriffe sogenannter Grusel- oder Horror-Clowns. Das Innenministerium warnt vor den zunehmenden Angriffen. «Das ist eine gefährliche Geschichte und auch strafrechtlich relevant», sagte ein Sprecher am Montag. Allein am Wochenende hätten die polizeilichen Lagezentren dem Ministerium bereits sieben Fälle in Baden-Württemberg gemeldet, teilte ein Sprecher am Montag mit. «Das sind wahrscheinlich nicht alle, weil sicherlich der ein oder andere Fall noch gar nicht angezeigt oder bewertet wurde.»
«Das sind alles andere als Dumme-Junge-Streiche», sagte Justizminister Guido Wolf (CDU). «Häufig werden Straftaten begangen, die es mit den dazu zur Verfügung stehenden Mitteln zu verfolgen gilt.» Rechtlich stünden Tatbestände Körperverletzung, Nötigung und Bedrohung im Raum. «Darüber hinaus gibt es übrigens auch an Halloween keine Freibriefe, um Straftaten zu begehen.»
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Baden-Württemberg rief zum Widerstand auf - zumindest verbal. GdP-Landeschef Rüdiger Seidenspinner sagte dem Radiosender SWRinfo: «Die müssen einen gewissen geistigen Widerstand fühlen.» Wer einem Grusel-Clown begegne, müsse auf ihn zulaufen und beispielsweise laut «Hau ab» rufen. «Wir halten diese geistigen Tiefflieger für sehr gefährlich.»
Das Innenministerium berichtete von Fällen unter anderem in Esslingen, Sulz am Neckar, Filderstadt, Gomaringen und Trochtelfingen. In Kirchheim am Neckar (Kreis Ludwigsburg) seien zehn Männer mit Clownsmasken auf einen jungen Mann losgegangen.
Zwei Männer in Clownsmasken haben am Wochenende einen 21-Jährigen in Ulm angegriffen. Er wurde bei der Attacke leicht verletzt, wie die Polizei mitteilte. Das Opfer war in der Nacht zum Montag zu Fuß unterwegs, als er plötzlich von hinten einen Faustschlag in den Rücken bekam. Die Angreifer waren schwarz gekleidet und mit Clownsmasken mit roten Perücken maskiert. Sie flüchteten unerkannt.
In den USA und zahlreichen anderen Ländern machen Grusel-Clowns schon seit einiger Zeit die Straßen unsicher - zuletzt mehrten sich auch Berichte über Grusel-Clowns in Deutschland. Als Videos tauchen die makabren Streiche oft im Internet auf. Ein solcher Clown tauchte auch in Weil am Rhein auf. Demnach sprang der Unbekannte am Sonntag mit einem Messer in der Hand hinter einem Gebüsch hervor und erschreckte drei Jungen - die daraufhin verängstigt nach Hause rannten.
In Künzelsau wollte am Montagmorgen eine Zwölfjährige gegen 8.45 Uhr in die Schule gehen, als sie bei der Fußgängerunterführung einen als Clown verkleideten Mann sah. Der Unbekannte hielt nach Auskunft der Polizei in Heilbronn ein rund 30 Zentimeter langes Messer mit Zacken und einer krummen Spitze in der Hand. Er rannte auf das Mädchen zu und fuchtelte mit dem Messer. Er lachte, als die Zwölfjährige in Richtung Schule wegrannte. Von dort wurde die Polizei verständigt.
Am Samstagabend versetzte ein Clown in Rottweil eine 19-Jährige in Angst und Schrecken. Sie war auf der Bahnhofstraße in Richtung Friedrichplatz unterwegs, als plötzlich ein Clown mit einem Baseballschläger aus dem Gebüsch sprang. Sie rannte zum Friedrichplatz und rief die Polizei. Am Freitagmorgen verfolgte ein Gruselclown ein 15-jähriges Mädchen in Orsingen-Nenzingen im Kreis Konstanz am helllichten Tag, wie die Polizei mitteilte. Die Fahndung blieb auch hier erfolglos.
Ein weiterer Clown folgte mehreren 11- und 12-jährigen Schülern in Oberndorf im Kreis Rottweil auf dem Weg zur Schule. Er soll nach Angaben der Kinder eine Holzlatte in einer Hand gehalten haben. Er trug eine rote Perücke sowie eine rote Clownsnase. In den letzten Tagen seien im Präsidiumsbereich Tuttlingen bereits mehrere solcher Clowns in Erscheinung getreten. «Offenbar empfinden diese Leute eine besondere Genugtuung, Passanten zu erschrecken und zu verängstigen. Von Seiten der Ermittlungsbehörden wird diese aber keineswegs als harmloser Scherz angesehen.»
Übel allerdings ist nach Auskunft der Polizei auch ein Aufruf in Facebook, in dem es gegen die Clowns geht. «Unbekannte rufen dazu auf, an Halloween maskierte Clowns mit Baseballschlägern und anderen Gegenständen zu verprügeln», hieß es in einer Pressemitteilung der Polizei.
«Horror-Clowns sind etwas ganz Übles», sagte Dieter Seeger, Vorstandsvorsitzender des Verbandes deutscher Zirkusunternehmen dem Sender «SWRinfo». Dabei handele sich um ein paar Verrückte, die Angst machen wollten, in der Regel harmlos seien und nur ihren Spaß auf Kosten anderer Menschen haben wollten. «Das ist nicht schön. Das ist nicht gut. Aber wenn man diese Leute ignoriert, und die Hysterie herunterfährt, dann wird das auch ganz von selber wieder einschlafen», sagte Seeger. (DPA/LSW)