Die Haushalte in Deutschland können sich insgesamt auf eher sinkende Gaspreise einrichten. Die Bewegungen sind bei weitem nicht so ausgeprägt wie beim Heizöl, dessen Preis sich zeitweise halbiert hatte. Doch die Tendenz zeigt auch beim Gas abwärts.
Die Netzentgelte für Gas - ein wichtiger Bestandteil des Endpreises - werden im bundesweiten Durchschnitt im nächsten Jahr um gut ein Prozent zurückgehen. Das haben die Internet-Portale Check24 und Verivox ermittelt. Für eine Familie sind das fünf Euro im Jahr.
Die Verbraucher in Ostdeutschland müssen für die Gasnetze dagegen rund 42 Prozent mehr aufwenden als im Westen. Am höchsten sind die Kosten in Mecklenburg-Vorpommern, wo ein Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 20 000 Kilowattstunden im nächsten Jahr 515 Euro für das Netz bezahlen muss.
Danach folgen laut Check24 das Saarland, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen mit Jahresbeträgen von jeweils mehr als 400 Euro. Am günstigsten sind die Netzentgelte in Berlin mit 312 Euro jährlich - gefolgt von Bremen, Bayern und Hamburg.
Die Einwohner Mecklenburg-Vorpommerns zahlen somit 65 Prozent mehr für die Netze als die Berliner. Die Netzkosten sind in dünn besiedelten Flächenländern tendenziell höher als in Ballungsräumen. Zudem spielen das Alter und der Wartungsaufwand der Netze eine Rolle.
Im nächsten Jahr gehen die Netzentgelte fast überall zurück. Die deutlichsten Rückgänge gibt es im Saarland mit sieben Prozent, aber auch in Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz oder Mecklenburg-Vorpommern ist laut Verivox mit Entlastungen zu rechnen. Teurer wird es dagegen in Berlin und Brandenburg, Schleswig-Holstein oder Sachsen.
«Bundesweit sehen wir leicht sinkende Netzentgelte», sagte Jan Lengerke, Mitglied der Verivox-Geschäftsleitung. «Diese könnten den Trend zu allgemein sinkenden Gaspreisen weiter verstärken.» Für das nächste Jahr haben bereits 13 von rund 700 Gasversorgern Preissenkungen von durchschnittlich 7,3 Prozent angekündigt, das wären immerhin rund 100 Euro im Jahr.
Anders als beim Strom werden die Gaspreise nicht vom Staat in die Höhe getrieben. Steuern und Abgaben machen hier nur ein Viertel des Gaspreises aus, bei Strom dagegen mehr als die Hälfte. Der Preis für Erdgas auf den Weltmärkten ist in den vergangenen zweieinhalb Jahren etwas gefallen - und das haben die Verbraucher auch gemerkt. Der Verivox-Gaspreisindex ging seit 2013 um rund 13 Prozent zurück.
Doch erreicht er damit nur ungefähr das Niveau von 2010. Check24 meldet einen leichten Rückgang der Gaspreise um ein Prozent seit Juli 2010. Zum Vergleich: Der Preis für Heizöl ist gegenwärtig um etwa ein Fünftel niedriger als 2010, ist also deutlich stärker gefallen.
Der Abstand zwischen den teuren Gastarifen in der Grundversorgung und günstigeren Alternativtarifen hat sich in diesem Zeitraum vergrößert, berichteten beide Internet-Portale, die darauf ihr Geschäftsmodell gründen. «Aktuell ist die Preisspanne zwischen den Grundversorgern und den Alternativanbietern so groß wie nie - und damit auch die mögliche Ersparnis für den Verbraucher», sagte Oliver Bohr von Check24. (DPA)