Nach dem verpassten Sieg in den USA will Nico Rosberg am Ort des Geschehens noch ein bisschen durchatmen, dann geht es zur möglichen Titelentscheidung der Formel 1 nach Mexiko. Trotz Lewis Hamiltons Sieg auf dessen Paradestrecke in Austin kann sein deutscher Mercedes-Widersacher am kommenden Sonntag mit einem eigenen Sieg und maximal Platz zehn für den Briten den größten Erfolg seiner Karriere perfekt machen.
«Natürlich bin ich mir dessen bewusst, es ist eine offensichtliche Rechnung, die jeder anstellt», sagte Rosberg im Fahrerlager nach dem Großen Preis der USA. So kurz vor dem großen Ziel will er seine Herangehensweise weiterhin nicht ändern und keine Gedanken an den WM-Titel verschwenden: «Ich will mich auf Mexiko und den Sieg dort beim Rennen konzentrieren.»
In Austin klappte es nicht. «Ich wollte ihn gewinnen, aber das hab' ich nicht, das muss ich akzeptieren.» Platz zwei ordnete Rosberg als Schadensbegrenzung ein, nachdem er neun der 18 bisherigen Saisonrennen für sich entschieden hat. Hamilton kommt nun auf sieben Saisonsiege, in Austin gewann er vier der fünf bisherigen Rennen.
Dieser Erfolg in den USA war dennoch ein besonderer. «Ich hatte ganz vergessen, dass es der 50. sein würde», meinte der 31-Jährige, der zuletzt am 31. Juli ausgerechnet Rosbergs Heimrennen in Deutschland gewonnen hatte. «Es ist ein bisschen surreal», meinte Hamilton - nur Michael Schumacher mit 91 und Alain Prost mit bloß einem Sieg mehr als Hamilton standen in ihren Karrieren öfter auf dem obersten Podestplatz.
In Austin verteidigte Hamilton seine Pole. Ein Jahr nach seinem Titelgewinn in Texas leitete er mit einer souveränen Fahrt zum Sieg vor Rosberg und Daniel Ricciardo im Red Bull sowie Sebastian Vettel im Ferrari womöglich wieder eine Wende im WM-Duell ein. «Lewis hat wieder Oberwasser bekommen», meinte Mercedes-Teamaufsichtsratschef Niki Lauda. «Es geht immer hin und her zwischen den beiden. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht», sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff.
26 Punkte Vorsprung hat Rosberg vor den abschließenden drei Rennen am Sonntag in Mexiko sowie danach in Brasilien und Abu Dhabi. «Unser Hauptaugenmerk liegt erneut darauf, beiden Jungs zwei zuverlässige Autos zur Verfügung zu stellen, damit sie den WM-Kampf weiter auf sportliche Art und Weise auf der Strecke ausfechten können», betonte Wolff. Vor allem Hamilton wurde in diesem Jahr von Motorschäden und technischen Problemen immer wieder gebremst.
Nachdem ihm in Malaysia zwei Rennen zuvor in Führung liegend der Motor kaputt gegangen war, habe er nun auf jedes kleinste Geräusch geachtet, gab er in der Teamunterkunft seines Rennstalls am frühen Abend zu. «Wenn Defekte vorkommen, dann ja mit höherer Wahrscheinlichkeit an meinem Auto», sagte Hamilton vor einem bemerkenswerten Publikum, das selbst ihn begeisterte: «So viele Champions hier», stellte Hamilton fest - ihm gegenüber standen oder saßen unter anderem Hürdenlegende Edwin Moses, Ski-Superstar Lindsey Vonn und Tennis-Ass Venus Williams. Zu solchen Champions will und kann auch Rosberg bald gehören. (DPA)