Darmstadt/Moskau (dpa) - Europas und Russlands Zitterpartie um die historische Landung einer Sonde auf dem Mars geht weiter. Mit Spannung erwarten Experten der Raumfahrtbehörden Esa und Roskosmos an diesem Donnerstag Erkenntnisse darüber, ob ihr Testmodul «Schiaparelli» wohlbehalten auf dem Roten Planeten angekommen ist. «Wir haben noch Hoffnung und bekommen hoffentlich klarere Ergebnisse in der Nacht», sagte Esa-Chef Jan Wörner im Kontrollzentrum in Darmstadt. Bis zum späten Abend lagen noch keine exakten Daten vor, aus denen die Wissenschaftler auf einen Erfolg der Mission schließen konnten.
Die Landung galt als eine zentrale Etappe des Milliarden-Projekts ExoMars. Mit der europäisch-russischen Kooperation wollen Forscher von Esa und ihrem Partner Roskosmos gemeinsam nach Spuren von Leben auf dem Nachbarplaneten der Erde.
Roskosmos teilte mit, bislang habe es keinen Kontakt zu «Schiaparelli» gegeben. «Allerdings verfügen die Batterien über eine Laufzeit von drei bis zehn Tagen, in denen stets die Möglichkeit zu einem Kontakt besteht», hieß es weiter. Esa-Experte Paolo Ferri sagte: «Das Signal stoppte an einem bestimmten Punkt, von dem wir glauben, dass er vor der Landung war. Ich bin recht zuversichtlich, dass wir morgen früh mehr wissen werden.» Bereits 2003 hatte die Raumfahrbehörde die Sonde «Beagle 2» auf die Marsoberfläche geschickt, doch diese sendete nie Signale.
Das Manöver soll Erkenntnisse für die geplante Landung eines Rovers auf dem Mars liefern. Diese zweite Phase von ExoMars soll voraussichtlich 2020 starten. «Alle Daten werden wir nutzen, um zu verstehen, wie wir die nächste Landung hinbekommen», sagte Wörner. «Es war eine gute Entscheidung, zuerst einen Testlander einzusetzen, und ich gebe die Hoffnung noch nicht auf, dass alles gut gelaufen ist», betonte er.
«Schiaparelli» und der Satellit «Trace Gas Orbiters» (TGO) waren vor sieben Monaten als erster Teil des ExoMars-Projekts vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan gestartet. Der Satellit TGO schwenkte am Abend nach schwierigen technischen Flugmanövern auf die vorgesehene Umlaufbahn um den Mars ein. Dem Satellit stehen noch bis Ende 2017 mehrere Bremsmanöver und Kurskorrekturen bevor. Später soll er nach Spuren von Methan in der Atmosphäre suchen, die auf biologische Aktivität hinweisen könnten.
«Es ist eine große Herausforderung, im Orbit des Mars zu sein», lobte Wörner den Teilerfolg mit TGO. «Die Esa hat es geschafft, zusammen mit den russischen Partnern.» Die beiden Raumfahrtbehörden sehen das Projekt auch als Beispiel für die konstruktive Zusammenarbeit zwischen West und Ost in politisch schwieriger Zeit. (DPA)