Das Führen eines Bautagebuchs erfordert zwar etwas Disziplin - doch es lohnt sich. Zum einen als Erinnerung an aufregende Zeiten. Bauherren, die regelmäßig den Baufortschritt festhalten, sammeln außerdem wertvolle Informationen, die später bei der Beseitigung von Mängeln helfen können. Laut Gesetz sind Bauleiter oder Architekt angehalten, ein Bautagebuch zu führen.
Hier wird täglich oder wenigstens bei jedem Baustellenbesuch notiert, welche Gewerke mit wie vielen Handwerkern im Einsatz waren, welche Maschinen und Materialien verwendet wurden, welche Wetterbedingungen herrschten. «Auch besondere Vorkommnisse und Beschlüsse werden notiert», erklärt Corinna Kodim von Haus & Grund Deutschland. «Ganz wichtig ist, dass zum Schluss alle Beteiligten und auch der Bauherr den Bericht unterschreiben.» Nur dann ist er aus juristischer Sicht ein Beweismittel, das vor Gericht Bestand hat.
Im Unterschied zum Bautagebuch, das von der Bauleitung geführt werden muss, ist das Tagebuch der Bauherren Privatsache. Es kann auf Papier oder am Computer geführt werden. «Viele Bauherren lassen ohnehin gern Verwandte und Bekannte an ihrem Projekt teilhaben», erzählt Dieter Leukefeld vom Verband Privater Bauherren (VPB). «Sie stellen in bestimmten Abständen Fotos und kurze Texte ins Netz.» Dann sei es nur noch ein kleiner Schritt zu einem Online-Bautagebuch. Der VPB hält diese im Netz geteilten Infos für sinnvoll, weil sie den Bauherren ermöglichen, mit anderen Erkenntnisse auszutauschen.
Zwar besitzen die Tagebücher der Bauherren keinerlei rechtliche Relevanz, dennoch haben sie eine beträchtliche Wirkung. «Sie fungieren gewissermaßen als Qualitätssicherung», sagt der VPB-Experte. «Die Baufirmen schauen genau, was ihre Bauherren veröffentlichen. Viele posten nicht nur die reinen Fakten», so Leukefeld. «Es gibt auch Berichte über Probleme, Pfusch und Verzögerungen.» Das hat Folgen: «Es spricht sich schnell herum, wenn ein Unternehmen nicht sorgfältig arbeitet.»
Hausbesitzer können also von den Tagebüchern fremder Bauherren profitieren. Aber: «Die Leser sollten im Hinterkopf haben, dass die Berichte emotional eingefärbt sein können. In der Regel sind es Baulaien, die sie verfassen», sagt Günter Schwinn von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. «Sie schildern die Abläufe möglicherweise nicht objektiv, sondern so, wie sie sie in einer besonderen Emotionslage erleben.» Einen ersten Eindruck von der Zusammenarbeit mit den Firmen geben sie dennoch.
Und als Anregung und Einstimmung auf den eigenen Bau können öffentlich geführte Tagebücher gute Dienste leisten. «Die meisten Menschen haben keine Bauerfahrung, wenn sie ihren Hausbau planen», sagt Corinna Kodim. «Aus den persönlichen Berichten anderer Bauherren erfahren sie, dass auch woanders nicht alles glatt läuft. Sie also nicht allein sind mit ihren Fragen und Problemen.» Oft besteht sogar die Möglichkeit, online über konkrete Probleme zu diskutieren.
Am besten funktioniert ein Bautagebuch, wenn es möglichst detailreich geführt und mit vielen Fotos versehen wird. «Dann können alle Schritte später noch einmal nachvollzogen werden», betont Leukefeld.
Private Bautagebücher sind auch eine Ergänzung zu den professionellen Bautagebüchern der Bauleitung. «Es hilft sehr, wenn die Bauherren aussagefähige Fotos machen», meint Kodim. «Nicht nur von ihrem schicken Haus, sondern vor allem von den Dingen, die nachher im Boden oder hinter Mauern verschwinden wie Kabel und Leitungen.» Mit solchen Unterlagen lässt sich bei Mängeln unter Umständen herauszufinden, wo die Ursache liegt und welche Firma verantwortlich ist. (DPA/TMN)